Rezension

Ein interessanter Einblick in die Welt des Schweins

Saugut und ein wenig wie wir -

Saugut und ein wenig wie wir
von Kristoffer Hatteland Endresen

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Sachbuch aus dem Westend-Verlag habe ich gerne gelesen. Autor Kristoffer Hatteland Endresen ist dem Wesen des Hausschweins auf den Grund gegangen. Dazu hat er sich ein gutes halbes Jahr auf einem Bauernhof quasi als Knecht verdingt. Er hat einen Wurf Schweine von ihrer Geburt bis zu ihrer Schlachtung begleitet. Dabei hat er Bekanntes und Unbekanntes über Schweine und ihre Halter entdeckt und berichtet schonungslos über diese Erlebnisse.

 

In 17 Kapiteln erzählt er über das Schwein und seine Beziehung zum Menschen. Er beginnt bei den ersten Höhlenmalereien, die eine solche Koexistenz bereits seit 44.000 Jahren belegen. In seinem Epilog philosophiert Endresen über die Parallelen des Corona-Virus und des Erregers der Schweinepest, deren Verbreitung durchaus ähnlich erscheinen.

 

Meine Meinung:

 

Bereits in der Antike hat die Medizin, vor allem Galen, entdeckt, dass Mensch und Schwein einander ähneln, also einiges am Aufbau des Körpers. Sowohl der Mensch als auch das Schwein sind echte Allesfresser, die auch vor Artgenossen nicht Halt machen. Bei den Menschen verhindert ein anerzogener Moralkodex den Kannibalismus, wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.

 

Wegen dieser Ähnlichkeiten ist es nicht verwunderlich, dass so manches „Ersatzteil“ für den menschlichen Körper aus Zellen des Schweines erzeugt wird. Das meiste ist noch im laboratorischen Versuchsstadium. Doch erst vor wenigen Wochen hat ein Patient, dem ein für menschliche Bedürfnisse adaptiertes Schweineherz transplantiert worden ist, Schlagzeilen gemacht. Ob das die Zukunft sein wird? Seit die Genschere erfunden und die letzten Geheimnisse des Genoms entschlüsselt worden sind, scheint es hier kaum Grenzen zu geben.

 

Doch zurück zum Buch und dem Schwein. Neben seiner sachlichen Darstellung der Schweinezucht und Schweinemast berichtet Endresen über die Symbolkraft des Schweines, die ziemlich ambivalent ist. Einerseits wird das Schwein als Glückssymbol verehrt, andererseits ist es Symbol für alles Unreine. Religionen wie der Islam oder das Judentum verbieten den Genuss von Schweinefleisch. Doch auch in unserer christlichen Welt wurde das Schwein immer wieder verfolgt und „vor Gericht gestellt“. Ein Procedere, das uns heute ein wenig abstrus erscheint.

 

Endresen berichtet von Massentierhaltung, von unwürdigen Haltungsbedingungen wie kupierten Schwänzen und Spaltenböden. Allerdings gibt es auch Landwirtschaften, in denen die Tiere beinahe artgerecht gehalten werden. Warum nur beinahe? Das Hausschwein ist seit Jahrtausenden domestiziert, sodass es mit seiner Wildform, nur wenig Ähnlichkeit hat. In manchen Bauernhöfen dürfen die Schweine tagaus tagein im Freien leben. Doch das ist eher die Ausnahme und nur für eine überschaubare Anzahl von Tieren möglich.

 

Wie ähnlich Mensch und Schwein sind, hat schon George Orwell in seiner Parabel „Animal Farm“ entdeckt. Hier ist mir der Zeichentrickfilm von John Halas und Joy Batchelor aus dem Jahr 1959 in Erinnerung, bei dem am Ende die Grenzen zwischen Mensch und Schwein verschwimmen.

 

Fazit:

 

Ein interessantes Sachbuch über das Schwein, dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.