Rezension

Ein Jugendbuch mit Denkanstößen

Kaja in der Außenwelt - Sylvia Stuckmann

Kaja in der Außenwelt
von Sylvia Stuckmann

Bewertet mit 4 Sternen

Die 13-jährige Kaja lebt mit ihren Eltern sowie ihren Geschwistern Talf (15 Jahre) und Linja (6 Monate) in der Kuppelstadt Skiros. Die Schulferien stehen bevor und die aufgeweckte und abenteuerlustige Kaja soll einen einwöchigen Computersprachenkurs in dem benachbarten Aksas machen. Viel lieber würde sie sich jedoch mit ihrem Freund Megin, einem alten Mann, der in der Schulmediothek arbeitet, treffen und ihn weiter mit ihren Fragen über die Vergangenheit und die Außenwelt löchern. Ihre Eltern sehen diesen Kontakt aber mit Argwohn und unterbinden ihn für die Ferienzeit.

Wie es das Schicksal will, landet Kaja auf dem Gleitflug nach Aksas durch einen Unfall unverhofft alleine in der Außenwelt – und alles ist ganz anders als erwartet. Als sie schließlich wieder zu Hause ist, stellen sich ihr mehr Fragen als je zuvor und die Zweifel über ihre eigene Herkunft wachsen, aber sie hat einen Plan.
Beurteilung

Der Roman erinnert inhaltlich stark an die vielen Dystopien, die in letzter Zeit den Markt überfluten. Der Plot ist bei all diesen Geschichten sehr ähnlich: Nach einer Katastrophe strukturiert sich die Welt neu und die Menschen bewohnen sichere, nach außen hin abgeschlossene Gebiete, in denen sie hochtechnisierte Städte aufbauen. Der Protagonist lebt innerhalb dieser komfortablen Zonen, stellt aber aufgrund seines rebellischen Wesens sowohl das System drinnen als auch das draußen jenseits der Grenzen in Frage. Entweder folgt dann eine Flucht nach draußen oder eine irgendwie geartete Kontaktaufnahme zwischen beiden Welten. Am Ende ist dann alles ganz anders als erwartet und der Kampf gegen das System beginnt (oder auch nicht).

Bei Kajas Geschichte hört aber alles schon auf, bevor es überhaupt groß angefangen hat. Sie lernt das Leben in der Außenwelt kennen und beginnt den Vergleich zur alten Welt. Sie erkennt, dass im Grunde beides Vor- und Nachteile hat. Aber das war’s dann auch schon. Alles ist noch offen.

Ich fand es angenehm, dass auf eine die Gesamtsituation verschleiernde Lovestory verzichtet wurde, obwohl die Weichen dafür durchaus gestellt wurden. Eigentlich könnte das Buch auch sehr gut der Auftakt zu einer Trilogie sein – das Potential hat die Geschichte auf jeden Fall.

Das Buch ist unterhaltsam und flüssig geschrieben und verzichtet auf unnötigen Schnickschnack. Kajas Wissensdurst, der Freiheitsdrang und nicht zuletzt ihre mutige und rebellische Art gefallen pubertierenden Jugendlichen sicher gut. Es gibt zudem eine Menge Denkanstöße und stellt – anders als viele Büchern des Genres – Schwarz-Weiß-Denken in Frage.