Rezension

Ein Kaleidoskop aus Geschichten

Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen -

Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen
von Michiko Aoyama

Bewertet mit 4 Sternen

In einem Vorort von Tokio, an einem kleinen Fluss und unter Kirschbäumen liegt das beschauliche Café Marble mit seinen drei Tischen. Hier arbeitet Wataru schon einige Jahre, seit der eigentliche Besitzer – genannt „Master“ - herumreist und junge Künstler*innen fördert. Für Mako, eine seiner Stammkundinnen schwärmt Wataru heimlich. Jeden Donnerstag trinkt sie im Café eine Tasse heiße Schokolade und schreibt Briefe ins Ausland. Doch eines Tages ist ihr üblicher Platz besetzt und so ergibt sich zwischen ihr und Wataru ein Gespräch, das alles verändern soll.

„Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen“ ist bereits der zweite Roman der japanischen Schriftstellerin Michiko Aoyama; die deutsche Übersetzung stammt dabei erneut von Sabine Mangold, die auch schon Werke von Yoko Ogawa oder Haruki Murakami übertrug. Erzählt wird in insgesamt 12 Kapiteln, jeweils in der Ich-Form, nach einem ganz bestimmten Schema: die zentrale Figur trifft auf eine andere Person, die nun selbst im Folgekapitel im Fokus steht. So geht es z.B. zunächst um die erfolgreiche Asami, die Zweifel an ihren Fähigkeiten als Mutter hat. Im Kindergarten ihres Sohnes trifft sie auf Erzieherin Ena, die nun in der nächsten Geschichte zur Protagonistin wird und berichtet, wie sie mit ihrer individualistischen Art bei Kolleginnen und Eltern aneckt.

So ergeben die einzelnen Kapitel ein Kaleidoskop aus Begegnungen und Erlebnissen, in denen auch immer wieder Personen auftauchen, die wir bereits früher kennengelernt haben. Die Geschichten spielen dabei sowohl in Tokio als auch in Sydney und sind zudem nach Farben benannt. So wird das Thema der Kunst wieder aufgegriffen, das im Roman mehrmals eine Rolle spielt. Darüber hinaus geht es aber auch um die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Beziehungen und Freundschaft. Dennoch bleibt „Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen“ leicht und kurzweilig, was sicherlich auch an der Erzählweise in Kurzgeschichten liegt. Diese ist für mich Fluch und Segen zugleich, denn so kann ich einerseits einer Fülle von Charakteren begegnen, sie aber auch nur ein kurzes Stück ihres Weges begleiten.