Rezension

Ein Kampf, der sich lohnt

Geliebte Kinder -

Geliebte Kinder
von Maren Müller-Erichsen

1975 wird Frau Müller-Erichsens zweites Kind geboren. Es wird ihr letztes Kind bleiben. Ohne ihr Wissen, wird die junge Frau sterilisiert, denn sie hat einen „Idioten“ geboren. Sie selbst erfährt das erst Jahre später, als sie sich ein weiteres Kind wünscht. Mit diesem erschütternden Einblick in ein bewegtes Leben, beginnt dieses Buch.

 

Es ist ergreifend und tragisch, wie in dieser Zeit Menschen mit Behinderungen angesehen werden. Die Euthanasie des Dritten Reichs liegt noch nicht lange zurück, und selbst in der Gesetzgebung sind Rückbleibsel dieser schrecklichen Zeit zu finden. Die Autorin dieses Buchs begibt sich auf einen Kampfpfad, den sie auch heute als 84jährige noch nicht verlassen hat. Mit aller Kraft setzt sie sich für eine veränderte Sicht von Menschen von Behinderungen ein.

 

Ihren Sohn mit Down-Syndrom fördert sie, denn sie glaubt nicht den Meinungen der anderen, dass das sinnlos sei. Sie setzt sich aber gleichzeitig für Systeme und Lösungen ein, die Unterstützung bieten für andere Eltern beeinträchtigter Kinder. Dabei sieht sie über den Tellerrand hinaus. Vor allem Kontakte in Israel erweisen sich als fruchtbringend für beide Seiten.

 

Das Cover dieses Buchs weckt falsche Erwartungen, als ginge es in diesem Buch vor allem um das Leben mit einem behinderten Kind. Doch während die Kapitel über Olaf sehr bewegend sind, geht es in erster Linie um den Einsatz und die Verdienste seiner Mutter, der Autorin. Auch das könnte interessant sein, doch leider werden über weite Strecken des Buchs vor allem Namen, Daten und Organisationen aufgezählt. Wer dazu keinen Bezug hat, kann die vielen Informationen nicht einordnen. Da fühlt sich das Lesen ein bisschen an, wie die Lektüre eines Telefonbuchs. Das ist schade, denn über Persönliches berichtet die Autorin in einer Art, die sehr berührt.

 

Fazit: Dieses Buch zeigt, was ein einzelner Mensch erreichen kann, wenn er sich mit aller Kraft für Veränderung einsetzt. Die Lebensgeschichte zeigt einige Aspekte des Lebens mit einem behinderten Kind, legt allerdings den Schwerpunkt auf die wohltätigen und politischen Aktivitäten der Autorin. Empfehlenswert!