Rezension

Ein Kinderschicksal, schonungslos erzählt

Kukolka - Lana Lux

Kukolka
von Lana Lux

Bewertet mit 5 Sternen

„Ich wusste, dass ich zu niemandem gehöre und nichts wert bin. Dass ich einfach da bin, so wie Kakerlaken. Niemand weiß, wo die herkommen. Niemand braucht sie. Sie leben, bis einer sie wegklatscht.“ (S.199)

Samira ist gerade einmal sieben Jahre alt, als sie aus einem Kinderheim in der Ukraine weg läuft. Ihr größter Wunsch ist es, nach Deutschland zu gelangen, wo ihre einzige Freundin Marina lebt, nachdem diese das große Glück hatte, adoptiert zu werden.

Sie wird von Rocky, einem brutalen Zuhälter und Gangster aufgelesen, gibt ihr Obdach und schickt sie im Gegenzug betteln und stehlen. Ohne Kindheit wächst sie heran, Misshandlungen und Missbrauch ausgesetzt. All ihre Hoffnungen setzt sie auf Dima, der sie von der Straße holt und von Rocky löst, doch landet sie in noch größerem Elend. Selbst als ihr kindlicher Traum von Deutschland sich erfüllt entpuppt er sich als Alptraum. Mit größtem Mut und Entschlossenheit stellt sie sich ihrem Schicksal letztlich entgegen.

Kukolka, das Püppchen, wie Samira so oft von den Männern genannt wird ist ein schonungsloses, schockierendes Buch. Das kleine Mädchen wird entmenschlicht, ohne Herkunft, den „Makel“ der Zigeunerin tragend.

Die Geschichte wird mit der Stimme Samiras erzählt, Lana Lux schafft die kindliche Naivität und Weltfremdheit des Mädchens ungekünstelt zu transportieren.

Grausamer Missbrauch, physische, psychische und sexuelle Gewalt lässt den Leser meistens zutiefst erschüttert und fassungslos zurück.

„Wer bin ich?“ und „Wer weiß, dass es mich gibt?“ werden zu den zentralen Fragen, denen sich Samira stellen muss.

Auf dem vielfältigen Cover voller bunter Gegenstände sitzt in mitten all dieses Firlefanz ein kleines Mädchen mit einem erwachsenen traurigen Gesicht. Ich finde, dass dieses Cover die kindlichen Träume Samiras so schön symbolisieren. Sie wird zwar immer älter und desillusionierter, aber ihr kleinmädchenhaften Träume erhält sie sich.

Kukolka ist ein Buch, dass emotional mitnimmt, am Schluss bleibt ein kleines Licht der Hoffnung über. Zum Glück für den Leser, würde ich sagen.