Rezension

Ein Klassiker als Graphic Novel

Rozznjogd (Rattenjagd) gezeichnet von Gerhard Haderer - Peter Turrini

Rozznjogd (Rattenjagd) gezeichnet von Gerhard Haderer
von Peter Turrini

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Menschen - Mann und Frau - landen bei ihrem ersten Date in einem Cabrio am Müllplatz. Anstatt sich von der besten Seite zu zeigen, setzen sie alles auf eine Karte. In einem richtiggehenden Rausch entledigen sie sich Stück für Stück der Fassade: ihrer Kleider, ihrer Habseligkeiten, ihrer Moral. Was ist es, das übrig bleibt? Eine waschecht-österreichische Graphic Novel gezeichnet von Gerhard Haderer Peter Turrinis legendäre "Rozznjogd" löste bei ihrer Uraufführung 1971 Skandale aus, heute ist sie ein zeitloser Bühnenklassiker, der weltweit gespielt wird. Der Zeichner und Karikaturist Gerhard Haderer findet dafür eine beklemmende Bildsprache und legt hiermit seine erste Graphic Novel vor: düster und packend! Haderer und Turrini - zwei Großmeister ihrer Kunst Gerhard Haderers "Jahrbücher" bilden längst das Highlight des Jahres für Fans der Karikaturenkunst, seine "Schule des Ungehorsams" in seiner Heimatstadt Linz erregt Aufsehen über die Grenzen des Landes hinweg. Dass er ein großer Bewunderer und Kenner der heimischen Literatur ist, zeigt er in seiner Inszenierung der "Rozznjogd". Mit Haderer und Turrini begegnen sich zwei Großmeister ihrer Kunst - ein Ereignis! **************************************************************************************** „Solange die beiden maskiert sind, mit Sprache und eingeübtem Verhalten, sind sie hässlich, wenn sie sich nackt und bloß im Dreck wälzen, sind sie schön." Peter Turrini • zeitloser Bühnenklassiker gezeichnet von Gerhard Haderer • ein Stück österreichischer Kulturgeschichte als Graphic Novel • mit hochdeutschen Übersetzungen auf den linken Seiten

Das erste Rendezvous – doch anstatt in ein schickes Restaurant oder ins Kino zu gehen, bringt ER, ein junger Durchschnittstyp, SIE, auch keine Ausnahmeerscheinung, auf eine Müllhalde. Denn satt hat er diese ritualisierten Dating-Vorgänge, bei denen man sich eigentlich „eh nur etwas vormacht“ – wenn schon, will ER SIE richtig kennenlernen. Im Zuge gegenseitiger Annäherung beginnt ein schonungsloser Körper- und Seelen- Striptease: Beide befreien sich von ihren Verkleidungen. Doch ohne die Masken der Gesellschaft wird die Nacktheit zur Überlebensfrage. Nun sind sie wie Ratten, auf die ER schießt – Zivilisationsmüll.

1967 schrieb Peter Turrini diesen Einakter, 1971 wurde er uraufgeführt und führte zu einem riesigen Skandal. Das Stück wurde in österreichsicher Mundart geschrieben.

Der österreichische Karikaturist Gerhard Haderer hat sich jetzt dieses literarischen Klassikers angenommen und die passenden Bilder dazu gezeichnet - in seinem typischen Stil.

So erschien dieses wunderschön gemachte Graphic-Novel-Hardcover-Buch, das rechts die Zeichnungen von Haderer und den Text auf österreichisch von Turrini zeigt. Auf der linken Seite ist nur der Text in Sprechblasen zu lesen - in hochdeutsch, für alle die keinen Dialekt lesen können.

Obwohl auch ich mir bei einigen Wörtern erst mal schwer tat und erst nach mehrmaligem Lesen kapierte. Die hochdeutschen Texte haben auch teilweise Erklärung dabei. Obwohl ich bezweifle, dass Leser aus Deutschland das Wort "Olla" verstehen.

Der Text selbst ist natürlich Kult, es vereint Komödie und Drama auf eigene Weise. Die Zeichnungen sind einfach perfekt und passend gemacht.

Fazit: Klassiker als Graphic Novel mit tollen Zeichnungen von Gerhard Haderer. Absolut zu empfehlen.