Rezension

Ein klassischer Krimi mit viel Lokalkolorit

Verhängnisvolle Tage - Olaf Maly

Verhängnisvolle Tage
von Olaf Maly

Bewertet mit 4 Sternen

Verhängnisvolle Tage ist ein München Krimi par Excellence. Wenn Kommissar Wengler zusammen mit seinem Assistenten Armin Staller seinem Tagwerk nachgeht, fehlt eigentlich nur noch ein Dackel zu seinen Füssen. So sind die Stadt München und seine Bewohner, hier meist die „kleinen Leute“, deren Ton und Sprache Olaf Maly sehr gut trifft, die eigentlichen Hauptakteure in diesem Krimi. Die Stadt wirkt wie aus der Zeit gefallen. Wenn Wengler und Armin Staller Mittagspause machen, weiß der Kommissar zielsicher ein gutes traditionelles Gasthaus oder einen Biergarten, der noch nicht von Touristen überschwemmt ist, er findet kleine Vorstadtbräustübl und zu jedem weiß er eine Geschichte zu erzählen. Es sind die Viertel der einfachen Leute, wie das Hasenbergl und Neuperlach, die Hochhaussiedlung der 70iger, die nie Gefahr laufen ein „angesagtes Viertel“ zu werden.
So wird dann auch Wengler unsanft aus seinen Reflektionen im spätsommerlichen Biergarten gerissen um das Rätsel eines toten Ehepaars zu lösen. Kreszentia Bernbichler ist nach einem harten Schlag im Ehebett verschieden, während der Gatte, Johann Baptist,  erstochen im Flur liegt. Trotz der biederen bayerischen Namen waren die beiden keine angenehmen Zeitgenossen, saufend, keifend und streitend und darüber oft ihren einzigen Sohn vergessend, haben sie ihr Leben verbracht. Nicht mal mehr der Schrebergarten machte ihnen noch Freude. Doch je weiter Kommissar Wengler ermittelt umso tiefer schaut er in den alltäglichen  Sumpf aus Scheinheiligkeit,  Drogen und Beschaffungskriminalität.
Es ist ein langsamer Krimi, der seine Spannung allmählich entfaltet, dann aber bis zum Schluss viele interessante Wendungen und Überraschungen einbaut. Wie so oft steckt hinter der Maske der Biedermänner viel kriminelle Energie. Viel Platz lässt Olaf Maly für Atmosphäre und Stimmungen der Stadt. Das ist für Freunde der echten Münchner Lebensart, die man so in der Stadt wohl nur noch an wenigen Plätzen findet, eine Entdeckung.
Ein klassischer Krimi, der ohne viel Blut und Gewalt auskommt, aber sich einen scharfen Blick für gesellschaftliche Missstände bewahrt hat. Die Dialoge, die Olaf Maly seinen Münchnern in den Mund legt, sind urkomisch und lakonisch und allein dafür lohnt sich das Buch.Man muss kein Münchner oder Bayer sein, um dieses Buch zu mögen.