Rezension

ein kleiner, aber feiner Roman

Weißer Zug nach Süden - Thommie Bayer

Weißer Zug nach Süden
von Thommie Bayer

Bewertet mit 5 Sternen

Thommie Bayer verzaubert mich immer wieder mit seinen Romanen, seinem sensiblen , teils poetischen Schreibstil und lässt mich jedes Buch von ihm mit einem leisen Seufzer schließen.

In seinem neuen Roman " Weißer Zug nach Süden " erzählt er von einer jungen Italienerin, die aus ihrem Heimatdorf bei Rom nach Deutschland geflohen ist. Wieso ist nebensächlich, aber sie hat die Möglichkeit, in das Leben ihrer Freundin Leonie zu schlüpfen, in ihrem Haus zu wohnen und ihren Job zu übernehmen, da sie für einige Zeit nach New York geht. Sie wohnt in ihrem Häuschen , putzt in den Wohnungen, die vorher ihre Freundin geputzt hat und ist erst einmal zufrieden. Eine Wohnung gefällt ihr besonders und zwar die Wohnung von Herrn Vorden. Sie ist geschmackvoll und kultiviert und entspricht ihrem Geschmack und jedes Mal, wenn sie dort geputzt hat, steigt sie zum Schluss in eine schäumende Badewanne und fühlt sich wohl. Als sie eines Tages die Blätter, die immer wieder auf dem Schreibtisch von Herrn Vorden liegen zur Hand nimmt und liest, hat sie das Gefühl, dass der Mann sie und ihr Leben kennt.

Dieses Buch war leider wieder viel zu schnell durchgelesen, hat mir aber wieder mehr als gut gefallen. Die Geschichte, die Bayer hier erzählt, ist eine Geschichte , die zwei verwandte Seelen inspiriert, die eine zum Schreiben, die andere zum Malen. Aber es ist auch eine Geschichte, die träumen lässt und der Fantasie freien Raum gibt. Die kleinen, feinen erotischen Einschübe sind gekonnt und an keiner Stelle plump, sondern geben dem Buch das gewisse Etwas. Der Leser erfährt in Rückblicken viel über Chiaras Leben in Italien , ihre Wünsche und Sehnsüchte , aber auch über ihren Willen Ordnung zu bringen , nicht nur in den Wohnungen, die sie putzt, sondern auch in ihrem Leben. Der Schreibstil des Autor ist wieder unwiderstehlich. Sensibel und teilweise poetisch schreibt er seine Geschichte und lässt Chiara zu einer Figur werden, die dem Leser klar vor Augen steht, obwohl sie doch nur ein Gastspiel gibt in diesem Buch, das manchmal wie ein Traum erscheint.