Rezension

Ein komplexer Fall, der tief in die Familiengeschichte des Ermittlers reicht

Eisgrab - Mads Peder Nordbo

Eisgrab
von Mads Peder Nordbo

Bewertet mit 3.5 Sternen

Unmittelbar an die Ereignisse im ersten Band „Eisrot“ anschließend, recherchiert der dänische Journalist Matthew Cave im Fall seiner verschwundenen Halbschwester Arnaaq, von der er erst kurz zuvor erfahren hat. Matthews Vater Tom war als Biochemiker und Soldat der US-Army auf der Militärbasis Thule/Grönland an der Erprobung eines Medikaments beteiligt. Die Army forschte an einer Wunderpille, die unempfindlich gegen Kälte machen sollte. Ziel der Forschung war, auf den Klimawandel vorbereitet zu sein, den Siedlungsraum in Grönland zu vergrößern und natürlich dadurch den Einfluss der NATO zu stärken. Toms Frau und seine Kinder leben damals schon in Dänemark. Er selbst flieht, im Glauben mehrere Todesfälle verschuldet zu haben, und soll seit 24 Jahren in Grönland untergetaucht sein. Matthew, traumatisiert vom Unfalltod seiner Frau und eines Mannes, den er in Notwehr tötete, ist unerwartet damit konfrontiert, dass er eine jüngere Halbschwester hat. Arnaaqs Mutter Else gibt durch eine Randbemerkung Matthews Recherchen eine neue Richtung. Matthew muss nun infrage stellen, was er bisher über seinen Vater zu wissen glaubte. In Grönlands entlegenster Siedlung wird er dabei erneut mit einem unvorstellbaren Ausmaß an Gewalt konfrontiert. In abgeschiedener Lage hat sich eine fatale Mischung aus religiösem Fanatismus, Dämonenglaube und Missbrauch halten können. Wo kein Kläger ist, ist offenbar auch kein Richter.

Mads Peder Nordbo verknüpft die persönliche Spurensuche seines Ermittlers mit Ereignissen, die 25 Jahre zurückliegen und macht einen weiteren Sprung ins Jahr 1973. Auch wenn jedes Kapitel mit der Angabe von Ort und Jahr beginnt, konstruiert Nordbo mit sehr vielen Figuren eine überaus komplexe Handlung, die darüber hinaus eng mit der Figur der Tupaarnak (aus dem ersten Band) verknüpft ist, die erst kurz zuvor aus jahrelanger Haft entlassen worden ist. Da ich eher Krimileser als Thrillerleser bin, waren es mir zum Ende des – sehr blutigen - Thrillers ein paar Wendungen zu viel und die abschließende Verknüpfung der Einzelschicksale wirkte stark aus dem Hut gezaubert.

Auch wenn Tupaarnaks Vorgeschichte hier noch einmal erzählt wird, finde ich es doch ein völlig anderes Erlebnis, sie im ersten Band mitzuerleben. Deshalb würde ich den ersten Band unbedingt vorher lesen.