Rezension

Ein Kurztrip in die schöne Stadt am Douro

Fado fatal - Hanne Holms

Fado fatal
von Hanne Holms

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein kurzer, netter Fernwehkrimi für unterwegs. Leider etwas spannungsarm, aber schön als Reiselektüre.

"Die schmale gepflasterte Gasse führte sanft bergab zur Rua de Mouzinho da Silveira, der Hauptverbindung vom Bahnhof hinunter zur Unterstadt – doch trotz der geringen Entfernung zu dieser belebten Straße verirrte sich kaum einmal ein Tourist hierher. Nur manchmal stromerte ein Ausländer in kurzen Hosen hier entlang, knipste Fotos von bröckelnden Hausfassaden, auf Putz genagelten Stromleitungen und kleinen Balkonen mit Antennen, Satellitenschüsseln oder Wäscheleinen."

Fado Fatal, E-Book-Ausgabe, Seite 23

Das E-Book ist selbst gekauft. Der Krimi „Fado Fatal“ von Hanne Holms ist in der vorliegenden E-Book-Ausgabe 2019 im Piper Verlag erschienen.

Darum geht’s

Lisa ist Reisejournalistin und beruflich unterwegs in Portugal. Nach Abschluss ihres Auftrags beschließt sie noch ein paar Tage Urlaub zu machen und mietet sich in eine kleine Pension in Porto ein. Die Besitzerin, Ana Bermudes, hat allerdings einige Schwierigkeiten, denn irgendjemand versucht ihr Restaurant zu manipulieren. Lisa bietet Unterstützung an und wird in eine kriminalistische Geschichte hineingezogen, hinter der mehr steckt als zunächst vermutet.

Mein Leseerlebnis

Beim Stöbern auf der Homepage meines E-Book Händlers, bin ich auf die Krimireihe von Hanne Holms gestoßen. Die Bücher spielen an unterschiedlichen Urlaubsorten in ganz Europa. Als Portugalfan habe ich natürlich zum Portugal-Krimi „Fado Fatal“ gegriffen, der in der schönen Stadt Porto spielt und dessen Cover mich sofort angesprochen hat.

Hanne Holms katapultiert mich von Beginn an in die charmante Stadt am Douro. Von den Ortsbeschreibungen, die über die üblichen Tourismusmagneten hinausgehen, bin ich sehr begeistert und habe eine imaginäre Buchreise genießen dürfen. Gefreut hat mich ebenfalls, dass auch die Umgebung von Porto vorgestellt wird, die ich jedem nur ans Herz legen kann. Viel Lokalkolorit wird durch den Einsatz einiger portugiesischer Sätze und die sehr gut beschriebene landestypische Küche vermittelt und ich habe mich sehr gefreut, dass die vorgestellten Spezialitäten im Anhang des Buches als Rezepte mitgeliefert werden. Reiselust geht einfach auch durch den Magen.

Die Geschichte des Krimis ist ebenfalls tief verwoben mit der Stadt und ihren großen, alteingesessenen Clans. Die Grundidee gefällt mir gut, allerdings ist die Anzahl der Taten irgendwann in meinen Augen ein bisschen übertrieben. Auch, dass die Polizei immer Dinge übersieht, zu faul ist oder manipuliert wird, ist für mich in der Summe zu unrealistisch. Zwar wollte ich die Auflösung gerne erfahren, fand die „Ermittlungen“ allerdings eher langweilig und definitiv zu spannungsarm.

Das hängt wohl auch mit den Protagonist*innen zusammen. Lisa und Ana sind die „netten Mädels von nebenan“. Sie sind sehr sympathisch, anpackend, taff, aber auch mitfühlend. Während sie in einigen Situationen völlig nachvollziehbar reagieren, scheinen sie in anderen Kontexten ihren gesunden Menschenverstand auszuschalten. Auch habe ich es als sehr unrealistisch empfunden, dass Lisa sofort in die ganzen Probleme von Ana eingeweiht wird, obwohl sie sich erst ein paar Stunden kennen, durch eine Sprachbarriere voneinander getrennt sind und Lisa eigentlich eine Kundin ist und somit in einer anderen Rolle. Dass eine Reisejournalistin soviel Portugiesisch spricht, um vor Ort gut über die Runden zu kommen, ist verständlich. Dass sie allerdings in einem sehr komplexen Kriminalfall ermitteln kann und alles um sie herum versteht, glaube ich nicht. Es hätte der Geschichte mehr Realität verliehen und dem Charme keinen Abbruch getan, wenn man sich gegenseitig mit Englisch beholfen hätte. Anas Freund*innen, die gleichzeitig ihre Stammkunden sind und bei den Ermittlungen fleißig helfen, sind hingegen gut und schlüssig dargestellt. Sie sorgen zwischendurch für Erheiterung und ich konnte mir jeden einzelnen gut vorstellen.

Der Schreibstil ist leicht, flüssig und unterhaltsam. Landschaftsbeschreibungen sowie die Vermittlung des Lokalkolorits gelingen Hanne Holms spielend. Auch die Dialoge sind gut nachvollziehbar gestaltet und es fehlt nicht an Humor.

Fazit  

FADO FATAL ist ein kurzer, netter Fernwehkrimi für unterwegs. Leser*innen, die eine Städtetour nach Porto machen, werden definitiv ihre Freude daran haben, den einen oder anderen Ort aufzusuchen und sich durch die Speisekarten der Restaurants zu probieren. Krimifans hingegen könnten von der spannungsarmen und etwas überladenen Story enttäuscht werden. Ich empfehle den Roman daher allen Leser*innen, die sich auf eine schöne Buchreise nach Porto einlassen möchten und dabei nicht allzu viel Spannung benötigen.