Rezension

Ein kurzweiliger Berlin-Krimi!

Weinen möcht ich wie ein Kind -

Weinen möcht ich wie ein Kind
von Jordan Wegberg

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzweiliger Berliner-Krimi!!

Die 16-jährige Danielle Ahlisch kommt vom Konzert ihrer Lieblingsband nicht nach Hause zurück. Kurz darauf wird ihre übel zugerichtete Leiche im Treptower Park gefunden. Ihre Familie, ihre beste Freundin und ihre Lehrerin sind fassungslos. Wer kann das freundliche, hilfsbereite Mädchen so gehasst haben? Schnell fällt der Verdacht auf die Familie Klewa, deren vierjährigen Sohn sie oft betreut hat. Erst kurz vor ihrem Tod hatte Danielle im Internet nach der Adresse des Jugendamts gesucht, weil die Eltern überfordert wirkten. Fürchteten sie, dass man ihnen Ihr Kind wegnehmen würde? Der Verdacht erhärtet sich, als sie nach der ersten Befragung nicht mehr erreichbar sind. Der Neu-Berliner Kommissar Joris Eichendorf steht vor einem Rätsel. Wären die Eltern wirklich zu dieser Tat fähig? Außerdem gestaltet sich der Start in Berlin für Eichendorf schwieriger als gedacht, denn schon bald wirft sein altes Leben einen Schatten auf den Neuanfang … 

"Weinen möcht ich wie ein Kind (Kommissar Eichendorf ermittelt 1)" von Jordan Wegberg und dem Aufbau Digital-Verlag ist ein Kriminalroman, der am 1. April 2021 erschienen ist. Mir hat der Inhalt gut gefallen, denn die typischen Ermittlungsarbeiten kommen hier nicht zu kurz und diverse Vernehmungen kamen authentisch rüber. Ich konnte Joris Eichendorfs' Ermittlungen gut mitverfolgen, der von Anfang an sehr sympathisch rüberkam. Da er noch nicht lange in Berlin als Ermittler tätig ist und er mitten im Umzug ist, wird er vom Möbelaufbau unterbrochen als Danielles' Leiche im Treptower Park gefunden wird. Zusammen mit seinem Kollegen Bernd befragen sie nicht nur die unter Schock stehende Familie der Ermordeten, auch ihre beste Freundin Shaya, ein unsympathisches Mädchen, die Danielle überhaupt nicht leiden konnte, Familie Klewa und die beliebte Band "Bunte Kinder" werden gründlich unter die Lupe genommen. Denn jeder ist sich einig: Danielle war ein sehr liebes und hilfsbereites Mädchen, das keiner Fliege was zur Leide tun konnte. Trotzdem weisen ihre Verletzungen auf tiefen Hass hin. Die Suche nach dem Täter gestaltet sich schwieriger als erwartet und besonders auf die Familie Klewa haben die Kommissare ein besonders wachsames Auge. 

Joris Eichendorf ist ein interessanter Charakter, der mich besonders ganz am Ende überrascht hat. Denn hier hat er ein Geheimnis gelüftet, auf das ich überhaupt nicht gekommen bin. Dies war ein sehr gelungener Überraschungsmoment, der mir unheimlich gut gefallen hat. Auch der Fall ist spannend, er entwickelt sich von Kapitel zu Kapitel weiter und ich wurde geschickt auf falsche Fährten geführt. 382 Seiten enthalten vier Teile, die in Tage aufgeteilt sind. 45 Kapitel in angenehmer Länge sind, dank einem flüssigen und modernen Schreibstil, flott zu lesen. Es wird aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, auch Nebencharaktere kommen nicht zu kurz. Der Autor schreibt detailliert, sodass ich den Krimi bildlich gut vor Augen hatte. 

Einziger Kritikpunkt von mir waren die ständigen Erwähnungen von Danielles' Übergewicht. Dies hat sich so oft wiederholt, sodass ich es nicht mehr lesen konnte. Immer wieder wurde hierauf hingewiesen, sodass ihre Leibesfülle ein sehr großes Thema war. Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Autor ständig "habb" anstatt habe verwendet. Dieser Sinn war mir bis zum Schluss nicht wirklich klar, jedoch ändert dies nichts an dem Inhalt. 

Der eingebaute Humor hat mir gut gefallen, er wirkt nicht zu übertrieben oder albern. Besonders Joris' Standardsatz am Ende jeder Wohnungsvernehmung »Dürfte ich mal Ihre Toilette benutzen?« hat ihn als klasse Ermittler dargestellt. Mit seiner Kamera als Begleiter würde ich mich auf jeden Fall freuen, in Zukunft mehr über ihn zu lesen.