Rezension

Ein Leben wie mehrere Romane, das ist Coco Chanel. Super Biografie

Coco Chanel - Nadine Sieger

Coco Chanel
von Nadine Sieger

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein Leben! Die Romanbiografie über Coco Chanel von Nadine Sieger ist Inspiration und Mahnung zugleich. Nicht nur in Amerika kann man vom Tellerwäscher zum Millionär und mehr werden, in jedem Land ist dies möglich, so die Aussage des ersten Kapitels. Und das sogar als Frau Anfang 1900. Bei ihr war es das Waisenhaus und ihre bitterarme Kindheit, geprägt von Nonnen. Allerdings zeigt sich auch hier, dass der Zufall im Leben eine nicht zu unterschätzende Komponente ist. Ohne die Männer, die Gabrielle Chanel kennengelernt hat, die ihre Begabungen geschätzt und unterstützt haben, ohne diese nun, hätte es dann die modische Revolution gegeben? Die Freiheit für Frauen, sich so anzuziehen, dass sie sich darin auch gut bewegen und trotzdem chic und modern aussehen? Und was wäre aus diesem berühmten Parfum geworden?
Konstanten im Leben von Coco Chanel gab es viele. Eine davon war es, für sie kaum zu ertragen, keinen Ehemann gehabt zu haben und auch kein Kind. Obwohl sie Familie „gespielt“ hat. Jede Menge Liebhaber hatte sie, selbst aus dem englischen Königshaus, hochgestellte Adlige aus Europa, doch wenn es um die Ehe ging, machten sie entweder einen Rückzieher oder starben ihr,wie in einem Fall, weg. Als Trost folgten weitere Liebhaber, Verbitterung, Zynismus, Strenge, Trauer, Einsamkeit und jede Menge Arbeit. Je älter sie selbst wurde, desto mehr Freunde verlor sie an den Tod. Ebenso lange hielt der Streit um ihr berühmtes Parfüm. Ebenfalls ein nicht weg zu denkendes Utensil von ihr war die Zigarette.
In dieser Romanbiografie wird nicht mit Superlativen gespart, die Zeit war zum Großteil für die Modeschaffende. Mangelnder Ehrgeiz oder Arbeitsunlust kann man ihr nicht vorwerfen, auch wenn sie öfter eine längere Auszeit nahm. Entweder während des Zweiten Weltkrieges oder in ihrer Zeit im Exil in der Schweiz. Beide Weltkriege hat sie sogar recht gut überstanden. Den Ersten, um unter anderem praktische Mode für die freiwilligen Hilfskräfte im Gesundheitsdienst zu schaffen. Im Zweiten, tja, da wissen die Biografen nicht so recht damit umzugehen, ob Mademoiselle Chanel nun als Spionin tätig war oder nicht. Ihr unglaublich großes soziales Netzwerk, ihre Reisen und die Hinweise, dass sie als Agentin tätig gewesen sein soll, sind jedenfalls vorhanden.
Die sehr lebendige Biografie lebt natürlich davon, dass sie in der Gegenwart geschrieben wurde. Da wirkt jedes beschriebene Tennisspiel so frisch, als käme sie gerade von dort zurück, ihre Ideen, ihre Entwürfe, die Besonderheit, dass sie am Model ihre Mode "gezeichnet" hat. Viel hat ihr daran gelegen, ihre liebsten Verwandten und engsten Freunde ständig um sich zu haben. Konkurrenz konnte sie nicht ertragen, Mode, in der sich Frauen weder bewegen konnten noch tatsächlich auf der Straße herumliefen, das war ihr zeitlebens ein Gräuel. Sie verstand die moderne Mode nicht, die nach dem Zweiten Weltkrieg erschaffen wurde. Und wir? Wir verdanken ihr das kleine Schwarze, das in vielen Schlafzimmern der Welt hängt, als immer währendes „Must-have“. Genauso wie diese kleinen Hütchen und das Ringelshirt.
Ein Buch, fast wie ein Thriller geschrieben, so viele Wendungen, wie es im Leben von Coco Chanel gegeben hat. Ein „das musst Du gelesen haben“ Buch.