Rezension

Ein locker-leichter Liebesroman für die Sommermonate

Don't Kiss Ray - Susanne Mischke

Don't Kiss Ray
von Susanne Mischke

Inhalt:
Jill ist voller Vorfreude, als sie gemeinsam mit ihren engsten Freunden auf dem Mixtape-Festival ihre Zelte aufschlägt. Gemeinsam bespricht die Gruppe, die Bands, die sie unbedingt sehen wollen.
Einer ihrer Top Acts ist die Band Broken Biscuits, für deren Leadsinger Jills Freundinnen schwärmen. Der Festivalstart soll mit einer Runde Crepes beginnen. Im Losverfahren wird entschieden, wer das Gebäck besorgen soll. Natürlich trifft es die orientierungslose Jill. 
Jill wandert los und findet sogar den Verkaufswagen. Sie stellt sich brav in der Schlange an und wartet. Plötzlich rempelt sie jemand von der Seite an. Jill reagiert mit einem Spruch. Der Junge mit der Sonnenbrille und dem Hoodie möchte ihr den Platz streitig machen. Wieder soll ein Spiel darüber entscheiden, wer als erstes bedient wird und erneut verliert Jill, jetzt beim Schnickschnackschnuck. Der Junge stellt sich als Ray vor und bietet der Verliererin einen Ausgleich an. Nebenan die Schlange beim Waffelstand ist kürzer. Sie könnten den Verkaufswagen wechseln und er würde sie dafür auf eine Waffel einladen. Gesagt getan. Jill ahnt nicht, dass sie mit diesem ersten „Date“ ihre Gefühle an einen Jungen verschenken wird, den zu lieben nicht einfach ist ...

Wichtigste Charaktere:

Jill ist selbstbewusst und geht ihren Weg. Sie genießt ihre Jugend, verbringt soviel Zeit, wie es geht, mit ihren Freundinnen.

Ray ist der Sänger einer Boyband. Mit Garagensongs haben sich die Jungs ihren Ruf erarbeitet. Nun befinden sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.

Katja ist die erste aus der Gruppe, die einen festen Freund hat. Sie ist die Zurückhaltende in der Gruppe. Die religiös erzogene Jungfrau geht die Beziehung mit Jonas eher ruhig an.

Fabienne schminkt sich gerne, sie flirtet gerne und sie liebt es im Mittelpunkt zu stehen. Auf den ersten Blick wirkt sie hochnäsig und wie die typische Zicke.

Linda ist Jills beste Freundin. Sie ist charakterlich eine gute Mischung aus Fabienne und Katja.

Schreibstil:
Die Geschichte von „Don't Kiss Ray“ beginnt mitten auf einem Festivalgelände. Die Stimmung, die auf solchen Veranstaltungen herrscht, wird perfekt vermittelt. Einige Besucher laufen mit Klappstühlen und Jogginghose umher und beginnen ihren Tag mit einer Flasche Bier, ein Wochenende nicht duschen ist zwar immer noch ekelig, wird aber wohlwollend geduldet, Cocktails wie „Wodka-Wurstwasser“ stehen auf dem Programm. Kurzum: Es herrscht eine lockere Stimmung, jeder kann für ein Wochenende tun und lassen, wonach ihm ist.
Auch Jill, die mit ihren besten Freundinnen Fabienne, Linda und Katja sowie Katjas Freund Jonas und Fabiennes Bruder Paul angereist ist, genießt diese Zeit.
Als alle ihre Zelte aufgebaut haben, wird Jill von ihren Freundinnen losgeschickt, um für die Gruppe eine Runde Crepes zu holen. In der Verkaufsschlange trifft sie auf einen Jungen. Ein kleiner Flirt kommt zustande, es folgt sogar ein erster zarter Kuss. Jill ist verliebt. Sie möchte Ray wiedersehen und auch Ray geht es da nicht anders. Beide verabreden sich für später. Doch zuvor wird es noch eine Überraschung für Jill geben, denn Ray spielt in einer Band und zwar nicht in irgendeiner, sondern in genau der, für die auch Jills Freundinnen mit Leib und Seele schwärmen.
Don't Kiss Ray überzeugt mit einem locker-leichten Schreibstil und einer schönen Liebesgeschichte, die ihre Konflikte daraus zieht, dass die Protagonistin sich in einen Rockstar verliebt, an den auch unzählige andere Mädchen ihre Liebe verschenkt haben.
Wie es ist, wenn man in der Haut eines Jungstars steckt, der Schwierigkeiten hat, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, wird anschaulich illustriert. Die Presse lauert an jeder Ecke und ist froh über Schlagzeilen, die Fans schwärmen auf den Internetseiten von ihrem geliebten Star, hoffen auf ein Treffen und stalken ihn, wo es nur geht. Ray und seine Band genießen den Ruhm einerseits, doch andererseits haben sie auch Angst vor dem Älterwerden.
Jill hingegen verliebt sich ausgerechnet in den Schwarm ihrer Freundinnen und gerät durch die Dates mit Ray in ein Dilemma , dessen Ausmaße sie zuvor nie erahnt hätte.
Dadurch, dass die Autorin Kapitel sowohl aus Jays als auch aus Jills Sicht schreibt, bekommt der Leser einen guten Einblick in die verschiedenen Perspektiven. Ray gibt sich auf seine Weise größte Mühe, um eine Beziehung mit Jill zu ermöglichen und dennoch den wirtschaftlichen Erfolg seiner Band nicht zu gefährden. Jill hingegen wird bald alles zu viel.
Die genaue Betrachtung einer solchen Beziehung, die Konflikte, die beide Parteien durchleben müssen, lässt Don't Kiss Ray zu einer fesselnden Geschichte werden. Gerade die ersten Seiten verfolgte ich mit Spannung. Jill ist es, die irgendwann den Absprung sucht. Verständlich, denn die Hasstiraden der eifersüchtigen Fans wachsen ihr über den Kopf. Doch die Liebe zu Ray lässt sich nicht so einfach verdrängen. Bald überkommt Jill eine innere Wut. Egal, was passiert, sie sucht ihr Ventil in Rays Verhalten. Sie verlangt alles von ihm. Ray könnte ja wohl zu ihr stehen, selbst wenn er dadurch seine Karriere aufs Spiel setzt und er soll sich zu ihr bekennen. Ray leidet mit Jill und versucht ihr entgegenzukommen. Er entschuldigt sich, wenn sie es verlangt, er steht zu ihr, soweit es eben möglich ist, und riskiert alles. Aber selbst, als Ray diese Schritte unternimmt, findet Jill etwas, was daran auch nicht okay ist.
An einer Stelle begeht Jill selbst einen Fauxpas, der Folgen nach sich zieht. Eine persönliche Reflektion unterbleibt jedoch und sie bringt den „Fehlern“ von Ray nicht mehr Verständnis entgegen als zuvor.
Dieses Verhalten von Jill hat mich teilweise wütend werden lassen. Entschuldigen konnte ich es nur mit mangelnder Lebenserfahrung im Umgang mit seelischem Schmerz.

Fazit:
Don't Kiss Ray ist ein locker-leichter Liebesroman für die Sommermonate. Festivalstimmung, erste große Liebe und Schwärmereien für den Sänger einer Boyband werden hier behandelt. Ein wenig Humor rundet die Erlebnisse ab.
Einzig die beschränkte Perspektive der Protagonistin ist bei dieser Geschichte zu bemängeln.
Kapitel aus Sicht von Ray, dem Sänger der Band und aus der Sicht von Jill, einem Mädchen, das sich zufällig in den „falschen“ Jungen verliebt hat, zeigen gekonnt die verschiedenen Seiten der Konflikte auf. 
Eine ungewöhnliche Liebesbeziehung, Freundschaften, die an der ersten Liebe zu zerbrechen drohen und das Thema Zusammenhalt sorgen für eine fesselnde Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite.