Rezension

Ein moderner Klassiker - zeitlos

Drei Sommer -

Drei Sommer
von Margarita Liberaki

Bewertet mit 5 Sternen

Bereits im Jahre 1946 erschien „Drei Sommer“ von Margarita Liberaki im Original und noch heute hat dieser Klassiker der modernen griechischen Literatur nichts an seiner Kraft, seiner Aktualität eingebüßt.   

Drei Schwestern leben mit ihrer Mutter Anna, ihrer Tante Tereza und ihrem Großvater auf einem Landgut nahe Athen. Drei Sommer lang begleite ich sie. Katerina, mit ihren 16 Jahren die jüngste, bringt die Familiengeschichte näher. Sie träumt von Reisen in fremde Welten, verliebt sich in David. Ihre 18jährige Schwester Infanta liebt Pferde,  findet in Nikitas viel Verständnis und mehr. Dann ist da noch Maria, mit 20 Jahren die älteste, erfahrenste. 

Es ist eine Reise in den Sommer, in die griechische Landschaft, all die Gerüche, die Früchte nehme ich intensiv wahr, bin so richtig abgetaucht. Mit den Menschen gehe ich zurück in eine Zeit, deren Gesellschaft sehr genau hinschaut, die toleriert aber auch verurteilt und verzeiht.  Ein Blick auf das Damals, auf die Grenzen und Entfaltungsmöglichkeiten. Lässt das traditionelle Frauenbild ein selbstbestimmtes Leben zu?  „Manchmal fühlt man den Drang, über ein einziges Leben hinauszugehen.“  Was für ein lebendiger Satz, voller Poesie. Es gibt immer wieder Zeiten in jeder Lebensphase, da möchte man genau das – darüber hinausgehen. Das Leben spüren in all seinen Facetten, dem altgedienten entfliehen, Neues zulassen, seinen Platz finden. Und genau diese Momente fängt Margarita Liberaki wunderbar ein, sehr dezent, zart, ja filigran. Das Leben in seiner ganzen Fülle – bittersüß zuweilen.

Ein leises Buch, wie ein Zaungast komme ich mir manchmal vor. Es sind diese alltäglichen Geschichten, die ein jeder von uns kennt, so oder so ähnlich erlebt hat. Die erste Liebe – was gibt es schöneres.

Mit der polnischen Großmutter fängt unsere Geschichte an und mit ihr schließt sich der Kreis. Ein sehr moderner Klassiker, der weibliche Entfaltungsmöglichkeiten, eigene Lebensentwürfe sehr wohl zulässt, ein selbstbestimmtes Frauenbild vermittelt. Vor 75 Jahren genauso wie heute. „Drei Sommer“ zeichnet ein gesellschaftskritisches Bild von immerwährender Gültigkeit. Alles fließt…