Rezension

ein nachhaltiges Leseerlebnis

Herr Hübner und die sibirische Nachtigall - Susanne Schädlich

Herr Hübner und die sibirische Nachtigall
von Susanne Schädlich

Bewertet mit 5 Sternen

Susanne Schädlich hat in ihrem Buch " Herr Hübner und die sibirische Nachtigall" zwei authentische Lebensgeschichten aufgegriffen und sie in literarischer Form verarbeitet. Herausgekommen ist dabei ein mehr als nachhaltiges Leseerlebnis, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

1948 in Dresden, der sowjetisch besetzen Besatzungszone. Mara Jakisch war vor und im Krieg erfolgreiche Operettensängerin und will zurück auf die Bretter, die ihr Leben bedeuten. Dietrich Hübner ist Mitglied der LDP, die ostdeutsche Variante der FDP im Westen. Er will sich für Demokratie und Freiheit im Ostteil Deutschland einsetzen und ist von seiner Ideologie überzeugt. Bis........ beide, sowohl Mara Jakisch, als auch Dietrich Hübner 1948 in Dresden wegen Spionage verhaftet und verurteilt werden. Mara Jakisch wird zu 25 Jahren Haft in einem Gulag in Sibirien verurteilt, Dietrich Hübner verbüßt seine Strafe in den Haftanstalten Bautzen und Brandenburg.-Goerden.

Susanne Schädlich erzählt das Leben dieser zwei Menschen, ihre Hafterfahrungen und wie diese Erfahrungen auch ihr späteres Leben nach der Haft geprägt hat. Die Willkür und Brutalität mit der die beiden in ihrer Haft konfrontiert wurden, lässt den Leser das Grauen ahnen, was den beiden widerfuhr. Nur ihr unbedingter Lebenswille, ihre Überzeugungen und ihre starken Charaktere haben sie diese Zeit überstehen lassen. Die Autorin erzählt die Geschichten dieser Menschen in abwechselnden Kapiteln und lässt auch bekannte Politikernamen wie Dietrich Genscher und Wolfgang Mischnick in ihre Geschichten einfließen, die zum Teil für die Befreiung von Dietrich Hübner verantwortlich waren. Aber es kommt auch ganz klar zum Ausdruck, dass die beiden Inhaftierten nie über ihre Haftbedingungen sprechen durften, vor allem der Presse gegenüber nicht. Umso wichtiger finde ich dieses Buch, das den Leser nicht nur aufrüttelt, sondern teilhaben lässt an den unmenschlichen Vorgehen, die nicht nur unter der stalinistischen Führung den Menschen angetan wurden. Ein Unrechtstaat , der viele Menschenschicksale zu verantworten hat.
Susanne Schädlich sei Dank gesagt, für ihr Buch und die Courage diese Schicksale nicht in der Versenkung zu lassen , sondern immer wieder den Finger in die Wunde unserer Geschichte zu legen.

Ein sprachlich , wie inhaltlich gelungenes Buch.