Rezension

Ein Neubeginn

Das Leben neu backen - Olivia Potts

Das Leben neu backen
von Olivia Potts

Bewertet mit 3 Sternen

Olivia Potts ist Anwältin. Sogar eine erfolgreiche, sie gehört zur „höheren Anwaltschaft“ und eine Übernahme in der Kanzlei ist nur noch eine Formalität. Doch dann stirbt ihre Mutter. Ein Verlust, den sie nicht einfach wegstecken kann. Im Gegenteil, je länger sie trauert, umso stärker wird das Verlustgefühl. Sie will ihrer Mutter nahe sein, indem sie alte Familienrezepte nachkocht und nachbackt um mit dem altvertrauten Geschmack die Erinnerung wach zu halten

Auch ihr Beruf erscheint ihr nun die falsche Wahl, sie kann nicht mehr abschalten und sie verliert die professionelle Distanz. Da wagt sie einen radikalen Schnitt: Sie meldet sich in der berühmten Kochschule Le Cordon bleu für die Patisserie-Ausbildung an.

Jeder Mensch trauert anders und Olivia Potts lässt die Leser ihres autobiografischen Buches an ihrem Trauerprozess teilhaben. Beim Lesen nehme ich quasi die Position einer Freundin ein, die Olivia durch diese Zeit begleitet. Das liegt sicher an ihrem natürlichen, unverstellten Sprachstil. Bei ihren Fehlschlägen leide ich mit und über komische Begebenheiten kann ich lächeln. Ganz nebenbei erfahre ich viel über die klassische französische Backkunst, die traditionellen Dekorationen und das Zuckerwerk. Die Autorin fügt dazu die Rezepte ein, die sicher interessant sind, mich aber nicht unbedingt zum Nachbacken inspirierten.

Gerade bei einem so tief persönlichen Vorgang wie Trauer, die jeder Betroffene anders erfährt und fühlt, kommt man bei diesem Buch der Autorin nahe. Vielleicht auch, weil man selbst ganz andere persönliche Erfahrungen gemacht hat und eine andere Facette der Trauerbewältigung kennenlernt.

Erwähnenswert ist die wunderschöne Ausstattung des Buches, inzwischen ein Markenzeichen des Wunderbaum Verlags.