Rezension

Ein neuer alter Robicheaux

Mississippi Jam - James Lee Burke

Mississippi Jam
von James Lee Burke

„Mississippi Jam“ (Original: Dixie City Jam, 1994), eines der früheren Bücher aus der mittlerweile zwanzigbändigen Robicheaux-Reihe des Südstaaten-Autors James Lee Burke. In der Übersetzung von Jürgen Bürger. Erschienen bei Pendragon.

Was hat ein gesunkenes U-Boot der Nazis vor der Küste Louisianas zu suchen? Warum haben plötzlich dubiose Geschäftemacher Interesse an dem Wrack? Und vor allem, was hat Dave Robicheaux damit zu schaffen? Ganz einfach - einer der Interessenten ist Hippo Bimstine, und dieser plant, das U-Boot an Land schaffen zu lassen und dann zu einem Casino umzubauen. Und dafür braucht er Robicheaux, denn der soll ihm helfen, die genaue Lage des Wracks zu bestimmen, hat er es doch vor vielen Jahren beim Tauchen entdeckt. Daves Begeisterung für diesen Auftrag hält sich in Grenzen, und wäre da nicht sein alter Kumpel Batist, würde er Bimstine mit Sicherheit die kalte Schulter zeigen. Aber was tut man nicht alles für Freunde? Es ist eine Menge Geld, die Bimstine Robicheaux für seine Dienste anbietet, und da Batist wegen Mordes in U-Haft sitzt und Bares für Anwalt und Kaution benötigt, stimmt er zähneknirschend zu. Doch dann taucht ein weiterer Interessent auf, der alles daran setzt, an Robicheauxs Informationen zu kommen, und deshalb auch nicht davor zurückschreckt, dessen Ehefrau in die Auseinandersetzungen mit hinein zu ziehen…

„Mississippi Jam“ ist keine Lektüre für den schnellen Genuss, denn neben der Haupthandlung gibt es noch viele kleine und größere Nebenstränge, die der Beachtung wert sind. Die Personen sind wie immer bei Burke durchgängig mit viel Liebe zum Detail angelegt, insbesondere natürlich der Protagonist Dave Robicheaux, in vielen Bereichen ein Ehemaliger: Vietnam-Veteran, Ex-NYPD Cop, trockener Alkoholiker. Mittlerweile aber fest verankert im Hier und Jetzt in seiner Gemeinde in den Bayous, und unerbittlich, wenn die bösen Jungs seinen Lebensraum und seine Familie bedrohen. Dann gerät er schon einmal in Rage – deshalb der Hinweis, dass Leser besser die Finger von dem Buch lassen sollten, wenn sie mit der Beschreibung gewalttätiger Auseinandersetzungen Probleme haben.

Ein Wort noch zu der Übertragung ins Deutsche. Den vorliegenden Roman habe ich nicht im Original gelesen, aber das 2012 erschienene „Creole Bell“. Und wenn ich davon ausgehe, trifft Jürgen Bürger meiner Meinung nach den Tonfall des Originals perfekt. Das sind nun mal keine Intellektuellen, deren Dialogen wir folgen, sondern einfache Leute, die reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

Ich mag die gute Übersetzung, ich mag die spannende Story, ich mag die stimmungsvoll beschriebenen Handlungsorte - und vor allem mag ich Dave Robicheaux. Lesen!