Rezension

Ein penibel recherchierter hist. Krimi

Mord im Lainzer Tiergarten -

Mord im Lainzer Tiergarten
von Beppo Beyerl

Bewertet mit 4 Sternen

Mit diesem Krimi verlässt Autor Beppo Beyerl sein übliches Genre des historischen Sachbuches und taucht in das aufgeheizte Klima von Wien in der Zwischenkriegszeit ein. Diesmal geht es um einen Mord im Lainzer Tiergarten mit weitläufigen Ermittlungen.

 

Kurz nachdem im Lainzer Tiergarten Schüsse gefallen sind, die aber angesichts des Jagdreviers keiner meldet, wird eine Frauenleiche entdeckt, deren Identität lange nicht klar ist. Erst die Veröffentlichung eines Fotos ihrer sogenannten Moulage, eines Wachsmodells ihres Gesichts, sowie die Ausforschung ihres Zahnarztes, gibt e den Namen der Toten preis.

 

Doch wer ist der Täter? Etwa der Ehemann, der in Triest mit dem Schmuggel von Diamanten beschäftigt ist? Oder doch der gierige Liebhaber, der kurz nach dem Mord den Schmuck des Opfers verkauft hat? Beim Prozess im Wiener Landesgericht wird ihr Liebhaber freigesprochen. Wer war der Mörder?

 

Als der Druck des Wiener Polizeipräsidenten Dr. Schober auf die Ermittler immer größer wird , nimmt sich zumal die Kontakte mit dem faschistischen Italien recht gepflegt werden. Da nimmt sich unser Kriminalinspekteur Max Mitschek Urlaub und fährt alleine nach Triest.

 

Meine Meinung:

 

Der Mord an der Frau, der bis heute ungeklärt ist, ist Fakt. Die Ermittlungen, die sich bis Karlsbad und an die Obere Adria erstrecken, sind es auch teilweise. Die eine oder andere Lücke dazwischen hat Beppo Beyerl mit seiner Fantasie ein wenig aufgefüllt.

 

Ich mag historische Krimis, die in Wien bzw. in den alten Kronländern spielen und die penibel recherchiert sind. Beppo Beyerls historische Stadtspaziergänge sind legendär, deshalb habe ich voll Erwartung zu diesem Krimi gegriffen.

 

Leider bin ich nicht ganz zufrieden damit, denn die Spannung lässt ein wenig zu wünschen übrig. Gut getroffen ist die Stimmung in Wien nach dem Brand des Justizpalastes von 1927. Die Obrigkeit und ihre Vertreter (Polizei und Justiz) werden als Feind gesehen, in deren Netz man sich tunlichst nicht verfängt. Sozialisten, Kaisertreue, Faschisten und Nationalisten begegnen einander mit Wut und oftmals mit Fäusten.

 

Beppo Beyerl ist Meister der Recherche und so trägt er für seinen Krimi zahlreiche Fakten der damaligen Zeit zusammen. So hat Polizeipräsident und Kanzler Johannes Schober einen kurzen Auftritt. Auch die Polizeiarbeit ist ziemlich authentisch dargestellt - wer hierzu noch etwas mehr wissen will, sollte bei einem Wien-Aufenthalt unbedingt das Wiener Kriminalmuseum aufzusuchen. Hier findet man die angesprochenen Moulagen, jene Rekonstruktionen von Körperteilen bzw. Gesichtern, um die Opfer zu identifizieren.

 

Fazit:

 

Für die penible Recherche gibt es glatte 5 Sterne, einen muss ich für die fehlende Spannung wieder abziehen - daher 4 Sterne.