Rezension

Ein penibel recherchierter hist. Krimi

Die Nacht der Dollars -

Die Nacht der Dollars
von Peter Meisenberg

Bewertet mit 4 Sternen

Wenige Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die amerikanischen Truppen sind die Herren in Oberbayern, machen die ersten Gerüchte um einen sagenhaften Goldschatz der Nazis die Runde. Neben noch nicht verhafteten NS-Angehörigen suchen auch amerikanische Soldaten und andere Glücksritter nach dem Gold.

 

Drei Personen Erich, Josef und Susan geraten in den Sog des Goldrausches, obwohl sie ursprünglich ganz andere Beweggründe hatten, unabhängig von einander Nachforschungen anzustellen. Doch dann werden sie zu einer Art Schicksalsgemeinschaft.

 

Erich, ein Kommunist ist auf der Suche nach dem Verräter, der ihn und seine Gruppe denunziert und ins KZ gebracht hat, wo Erichs Verlobte ermordet worden ist. Josef, ein Jugendlicher, der von seinem Großvater vor dem Volkssturm versteckt worden ist und nun erkennen muss, dass sein Großvater doch nicht der Held ist, für den er ihn immer gehalten hat. Dritte im Bunde ist Susan, eine Engländerin, die dem Verbleib der Lebensborn-Kinder nachgehen will.

 

Meine Meinung:

 

Peter Meisenberg gelingt es in diesem historischen Krimi sehr gut, das unmittelbare Nachkriegsvakuum darzustellen. Das alte NS-Regime ist zwar formell beseitigt, aber eine neue Ordnung ist noch nicht hergestellt. Das bietet allerlei zwielichtigen Gestalten auf allen Seiten Bühne für ihre Machenschaften. Hier die alten Nazis, mit oder ohne Persilschein, den sie von korrupten US-Militärs ausgestellt bekommen, dort Einheimische, die sich eine Scheibe vom Speck abschneiden wollen sowie Angehörige der US-Army, die sich selbst bereichern wollen, immerhin ist man ja die siegreiche Armee.

 

Die Jagd nach dem Nazi-Gold ist schon mehrfach literarisch abgehandelt worden, die Rache an ehemaligen Nazi-Schergen ebenfalls. Neu ist der Handlungsstrang um Susan Mitford, die an die britischen Mitford-Schwestern Nancy, Pamela, Diana, Unity, Jessica und Deborah angelehnt ist. Dieser Handlungsstrang ist sehr interessant, aber für mich zu wenig intensiv abgehandelt worden. Inzwischen gibt es einige Sachbücher, die versuchen die Lebensborn-Kinder ausfindig zu machen. Auch jenes himmelschreiende Unrecht, nämlich der Kindesraub in den besetzten Gebieten, wenn die Kinder nur blond und blauäugig waren, wird hier (zu) kurz angesprochen. Wer dazu mehr lesen will, dem sei das Buch „Raubkind“ von Dorothee Schmitz-Köster empfohlen.

 

Der Schreibstil Peter Meisenbergs ist flüssig. Der Roman lässt sich vor allem durch den häufigen Perspektivenwechsel sehr gut lesen. Ein paar Seiten mehr, um die drei Hauptfiguren ein wenig ausführlicher zu beschreiben, wäre vielleicht nützlich gewesen. Aber, das ist Jammern auf hohem Niveau.

 

Vielleicht ist dieser historische Krimi Auftakt zu einem Sub-Genre im Emons-Verlag. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich zahlreiche Leser hier finden werden.

 

Fazit:

 

Ein interessanter historischer Krimi, der Anfang Mai 1945 in Oberbayern spielt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.