Rezension

Ein raffinierter Thriller

Ich finde dich - Harlan Coben

Ich finde dich
von Harlan Coben

Neben der Thriller-Reihe mit seiner bekanntesten Hauptfigur, dem Sportmanager Myron Bolitar, hat der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete amerikanische Autor Harlan Coben mittlerweile zwölf Thriller mit wechselnden Protagonisten geschrieben (Nr. 13 ist im Original unter dem Titel „Missing you“ im März 2014 erschienen).

Sein neuester, ins Deutsche übersetzter Thriller „Ich finde dich“, wird aus der Perspektive Jake Fischers erzählt, der in der Kleinstadt Lanford am College unterrichtet. Nachdem ihn seine Frau Natalie vor sechs Jahren aus heiterem Himmel wegen eines anderen Mannes verlassen hat, lebt er mittlerweile ein ruhiges, beschauliches Leben, auch wenn er seiner Verflossenen noch immer nachtrauert. Der Bitte, nicht nach ihr zu suchen, ist er zwar nachgekommen, aber als Jake die Nachricht vom Tod ihres Mannes Todd erhält, beschließt er, die Trauerfeierlichkeiten zu besuchen und so vielleicht wieder Kontakt zu Natalie zu bekommen. Allerdings staunt er nicht schlecht, als er feststellt, dass die trauernde Witwe nicht seine ehemalige Frau, sondern eine ihm gänzlich Unbekannte ist. Seine Nachfragen vor Ort ergeben rein gar nichts, denn die Menschen scheinen sich weder an Natalie noch an ihn zu erinnern. Äußerst seltsam, und da nun Jakes Misstrauen geweckt ist, beginnt er nachzubohren, was einigen Leuten so gar nicht in den Kram passt und ihn in einen Strudel von Ereignissen geraten lassen, die Leib und Leben bedrohen…

„Ich finde dich“ ist ein Thriller, der auf vordergründige Action komplett verzichtet und dagegen voll und ganz auf die psychologische Komponente setzt. Dazu bedarf es allerdings eines bis ins Detail ausgeklügelten Plots, und dass Coben dies beherrscht steht außer Frage. Die anfänglichen Schilderungen eines banalen Alltags münden recht zügig in eine komplexe und mysteriöse Geschichte, die mit zahlreichen Wendungen aufwartet, die man so nicht erwartet, und die deshalb immer wieder für Überraschungen sorgt. Die Spannung steigt kontinuierlich, da der Leser, bedingt durch die Erzählperspektive, zu keinem Zeitpunkt einen Wissensvorsprung hat, und bleibt deshalb auch bis zum unvorhersehbaren Ende erhalten.

Ein raffiniert geplotteter Thriller, den ich nicht aus der Hand legen konnte und deshalb, Urlaub sei Dank, in einem Rutsch gelesen habe. Sehr empfehlenswert!