Rezension

Ein schönes Attentat

Ein schönes Attentat - Assaf Gavron

Ein schönes Attentat
von Assaf Gavron

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Buch, das mich sehr zwiegespalten zurücklässt. Und das damit nicht ganz untypisch ist für das Thema, das es verhandelt.
Es geht um den Nahost-Konflikt, die immer wieder sich explosiv entladenden Spannungen zwischen Israelis und Palästinenser. Besonders zu Beginn dieses Jahrhunderts waren Selbstmordattentate vor allem in Linienbussen und Restaurants/Cafés in Israel traurige Realität.
Eitan Einoch, einer der Hauptprotagonisten des Romans überlebt ganze drei dieser Attentate und wird damit zum nationalen Helden und zur Symbolfigur des israelischen Überlebenswillens. Dabei ist Eitan, genannt "das Krokodil", eigentlich ziemlich unpolitisch, ein typischer Yuppie, beziehungsmäßig eher unzuverlässig, lebt er recht komfortabel in den Tag hinein. Durch den Kontakt zu einem der Todesopfer des ersten Anschlags fühlt er sich veranlasst, in dessen Leben einzutauchen, seine Familie und schließlich auch seine Freundin aufzusuchen. Dabei stellt sich immer mehr die Frage: Was hat dieser Giora Gueta am Tag des Attentats eigentlich in Tel Aviv gemacht. Die Suche nach einer Antwort macht Eitan zum Beinahe-Opfer weiterer drei Anschläge.
Parallel zu dieser Erzählung erleben wir einen der Attentäter, Fahmi, der beim finalen Versuch, den Nationalheld, das Krokodil, zu töten selbst schwerst verletzt wird und nun im Koma mit dem Tod ringt und die Ereignisse im Geist noch einmal durchlebt.
Dem Autor gelingt dabei ein packendes Bild des heutigen Israels und einen überzeugenden Blick in beide Lager. Bereits der Titel "Ein schönes Attentat" zeigt, dass er dabei tabulos und auch satirisch vorgeht. Leider ist er dabei zu unentschlossen. Während ihm die Schilderung des von Angst und Terror beeinträchtigten Alltags sowohl der Israelis als auch der Palästinenser in den besetzten Gebieten sehr gut und eindrücklich gelingt und er auch beiden Hauptfiguren eine ganz eigene, überzeugende Sprache gibt, gelingen die satirischen Ansätze weniger, erweisen sich die Passagen, in den Fahmi als pflegebedürftiges Bündel Mensch im Krankenhaus vor sich hin vegetiert als geradezu peinlich. Dass das Buch dann gegen Ende noch zu einem nicht überzeugenden Kriminalroman mutiert, macht die Sache nur noch schlimmer. Sehr schade, denn große Teile des Buches haben mich wirklich überzeugt und ein eindrückliches Bild diese schwierigen Konflikts gezeichnet.