Rezension

Ein schönes Paar

Just Like You -

Just Like You
von Nick Hornby

Bewertet mit 4 Sternen

Die Trennung war das einzig Richtige. Doch nun ist die Englischlehrerin Lucy allein mit ihren zwei Söhnen. Da sind die Treffen mit ihrer Bekannten Emma fast eine Abwechslung, wenn nicht Emma so offensiv mit dem Metzgereiverkäufer flirten würde. Irgendwie kommt Lucy selbst mit Joseph ins Gespräch und irgendwie wird er der Babysitter ihrer Söhne. Obwohl Lucy um einiges älter ist versteht sie sich gut mit Joseph. Genau genommen besser als mit den gelegentlichen Blind Dates, die Freundinnen manchmal organisieren. Im Jahr 2016 kurz vor der Brexit-Abstimmung ist noch alles gut. Jedoch sind die Diskussionen intensiv und die Menschen uneinig.

 

Im Jahr 2016 ist in England der Brexit das große Thema. Es scheint, als meinten die Menschen, sie könnten diskutieren und abstimmen, aber es würde nichts geschehen. Bis zum Tag des Erwachens. Recht bald macht sich Katerstimmung breit. Gegen diese Grundstimmung bilden Lucy und Joseph einen Kontrast. Eigentlich wirken sie wie ein unmögliches Paar. Er ist so viel jünger und schwarz, sie, zweiundvierzig, mit einem Mittelklassehintergrund und mit Kindern und Beruf gut ausgelastet. Aus ihren Gesprächen über die Jungs wird langsam mehr und sie merken, dass sie sich richtig gut verstehen. Kann das allerdings gutgehen?

 

Natürlich ist heute besser bekannt, was mit der Brexit-Abstimmung angerichtet wurde. Doch der Roman ist erstmal im Jahr 2020 erschienen, wo man das noch nicht überblicken konnte. Nun ist das Thema doch etwas vorbei und man liest das Buch sicherlich anders als es damals der Fall gewesen wäre. Dennoch ist der Autor für seine liebenswerten Charakterzeichnungen bekannt und damit kann auch dieses Werk punkten. Witzige Dialoge, wohlgeratene Kinder, ein Paar, das lebensecht wirkt, dem man sofort abnimmt, dass es um seine Beziehung kämpft, dass es den Gefühlen folgt. Ein besonderes Geschick hat der Autor dafür, seine Leser mit einem Ausklang zu beglücken, mit dem man sehr gut leben kann, dem aber nicht der Realitätsbezug abhanden kommt. So hat man das gerne.