Rezension

ein sehr emotionales und sprachlich mitreißendes, besonderes Buch

Mama Melba -

Mama Melba
von Christine Conner

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Die junge Schwarzwälderin Melba verschlägt das Schicksal über Umwege nach Louisiana, wo sie auf der Belle Bleu Plantage als Köchin in die Welt der kreolischen und akadischen Kochkünste eingewiesen wird. Aber gleichzeitig bekommt sie nun hautnah mit, wie es den Sklaven dort ergeht. Zerrissen von ihrer eigenen Vergangenheit und dem, was sie dort erlebt versucht sie, ihren Weg zu gehen, nicht ahnend, dass schon bald der Krieg ausbrechen wird...
Meinung: Die Autorin hat hier ein Werk kreiert, dass mich sehr überrascht hat. Sprachlich ist es ebenso ein Genuss, wie die Kochkreationen, die man in diesem Buch findet. "Mama Melba", wie sie dort von den Sklaven liebevoll genannt wird, erzählt hier ihre ganz persönliche Geschichte, die wirklich sehr emotional ist und ein Leben schildert, das einen ständig zu Tränen rührt, vor Kummer, Mitgefühl und Verzweiflung und doch immer mit einem Hauch Hoffnung.
Da es für sie nicht nur Plan A,B,C gibt, enthält jedes Kapitel einen weiteren Buchstaben des Alphabets inklusive einer besonderen kulinarischen Köstlichkeit, das Rezept gibt es dann immer am Schluss des Kapitels dazu. Aber diese Rezepte sind so besonders in die Erzählung eingebaut, dass es perfekt passt.
Die Autorin lässt Wörter zum Leben erwachen, lässt Gefühle und Emotionen tanzen und spielt mit den Empfindungen der Leser auf eine ganz besondere Weise. Als wäre man direkt im Geschehen, kann das Klagen der Sklaven, das Zirpen der Grillen, die Kochkreationen in der Küche hautnah miterleben, das hat mich sehr begeistert.
Die Charaktere sind interessant gezeichnet, lassen Bilder entstehen, ausdrucksstark, speziell, berührend.
Das Leben dort wird in 3 Abschnitten mit gewaltigen Kontrasten erzählt, aber auch all der Grausamkeit und Unmenschlichkeit, als wenn Mama Melba ihr Erinnungsalbum hervorgeholt hat. Mal mit Freudentränen, mit Glücksgefühlen, voller Liebe, aber auch mit unglaublich viel Schmerz und Kummer. Am Ende versteht man, warum die Sklaven jedem raten, dass man nie ganz lieben sollte, damit man nicht zerbricht.
Das Cover gibt einen guten Einblick in das Thema des Buches, der Titel ist passend mit der Geschichte verwoben, gerade wenn man nichts weiter als Erinnerungen an ein Stück Heimat hat und versucht, einen kleinen Hoffnungsschimmer zu erhalten.
Fazit: Man muss sich erst ein wenig einlesen, um mit Melbas Erzählstil warm zu werden und bevor die Geschichte an Fahrt aufnimmt. An manchen Stellen war es schon fast zu viel auf einmal, um alles wirken lassen zu können. Zum Schluss verlor sich die Spannung etwas, besonders der Teil des Krieges und was danach geschah war eher zusammengefasst.
Die Sprache des Buches ist ebenso sanft und fein wie kraftvoll und intensiv, immer mit einem Hauch Ironie und Zweifel. Es wird auf jeden Fall in Erinnerung bleiben und wenn man das nächste Mal eine Gumbo, eine Schwarzwälder Kirschtorte oder eine Pfirsich-Pie sieht oder isst, wird man sofort an Mama Melba denken.