Rezension

Ein sehr wichtiges Sachbuch

Die Erschöpfung der Frauen -

Die Erschöpfung der Frauen
von Franziska Schutzbach

Bewertet mit 5 Sternen

„Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit“ von @franziskaschutzbach eröffnet eine neue Sichtweise auf die Ausbeutung von emotionalen, körperlichen als auch zeitlichen Ressourcen von Frauen und geht von der These aus, dass Frauen unter einer kollektiven Erschöpfung leiden. Das Buch ist intersektional gedacht. Die Autorin spricht zwar von Frauen, aber meint damit grundsätzlich alle FINTA* und erläutert dies direkt zu Beginn. 

Anhand der Corona-Pandemie, der #Metoo Debatte, als auch der Berufswelt zeigt die Autorin und Soziologin auf, wie sich diese Ausbeutung durch die ständig eingeforderte Verfügbarkeit immer weiter zuspitzt. Die unterschiedlichen Bereiche weiblicher Erschöpfung werden in sieben Kapiteln behandelt, wobei jedes Kapitel einen eigenen Themenschwerpunkt setzt und für sich steht. Angefangen von der sexuellen Verfügbarkeit, über Körperscham bis hin zu emotionaler Arbeit. 

So blickt Schutzbach in die Vergangenheit und analysiert, wie bereits dort der Grundpfeiler für die Ausbeutung von weiblich gelesen Menschen ihren Ursprung hat. Frauen wurden gegenüber Männer schon früh als minderwertig dargestellt. Welche Auswirkungen dies bis heute noch auf das Selbstwertgefühl von vielen Frauen hat, zeigt Schutzbach sehr anschaulich auf. 

Einen großen Teil nimmt das Kapitel zum Thema Care-Arbeit und Mutterschaft ein. Hauptsächlich geht es hier um die ungerechte Verteilung in heteronomen Paarbeziehungen, aber die Autorin geht auch darüber hinaus und thematisiert queere Mutterschaft und die zusätzliche Erschöpfung die damit einhergeht, überhaupt als Familie wahrgenommen zu werden. Grundsätzlich geht Schutzbach an vielen Stellen darauf ein, dass aufgrund der unterschiedlichen sozialen Schichtangehörigkeit unterschiedliche Hindernisse auf Frauen zukommen. Und dass mehrfach marginalisierte Frauen es besonders schwer haben. Die Mittelsicht ist bei ihren Betrachtungen nicht im Mittelpunkt, all ihre Überlegungen sind stets intersektional gedacht.

Sehr klug und genau auf den Punkt gebracht erläutert die Autorin, wieso sich in einer kapitalistischen Weltordnung die Ausbeutung der Frauen nicht so schnell bekämpfen lässt und wer am meisten von dieser Ausbeutung profitiert. Frauen müssen zur Verfügung stehen, damit Männer und Kinder ein schönes Leben haben, das Geld verdienen und Steuern zahlen können. Gleichzeitig zeigt sie aber auch Lösungsansätze auf und lässt damit hoffen, dass die aktuelle Situation durchaus besser werden kann. 

Mit wissenschaftlichen Fakten untermauert die Autorin ihre Beobachtungen und aufgeworfenen Thesen. Weitreichende Literatur findet sich im Anhang, damit eignet sich das Buch auch für Einsteiger*innen, die bestimmte Themen mit anderer Literatur vertiefen können.

Ganz ganz große Leseempfehlung!!