Rezension

Ein solider historischer Roman

Die Flucht der Gauklerin - Simone Neumann

Die Flucht der Gauklerin
von Simone Neumann

Bewertet mit 4 Sternen

Ich mag es gern zwischendurch die Genres zu wechseln und einen historischen Roman zu lesen. Bei diesem Genre favorisiere ich solche, die im Mittelalter spielen und vor allem solche, bei denen die Pest eine Rolle spielt. So hat es mich gefreut, dass mit Die Flucht der Gauklerin ein Buch erschien, das genau meine Vorlieben bedient.
In sehr jungen Jahren wird Marie von ihrer Mutter an einen Gaukler verkauft, der mit ihr zunächst durch die Lande zog, sie später als sie älter wurde erst selbst schändete und sie dann gegen Geld an andere auslieh. Als ihr eines Tages der Kragen platzte und sie ihn niederstach konnte sie fliehen und bei einem Bauern Zuflucht finden der sie sogar heiratete. Doch ihr Ziehvater war alles andere als tot. Von seinen Wunden genesen gelingt es ihm an eine Karte zu einer unentdecken Goldmiene zu kommen und macht sich auf den Weg dorthin. Auf Marie will er aber nicht verzichten und so macht er sich auf, sie zu holen, denn er wusste über jeden ihrer Schritte Bescheid. Marie hingegen flieht erneut und schließt sich einem weiteren Gaukler an, denn nach diesem Lebensstil hatte sie sich gesehnt. Wie es der Zufall will, wurde aber eben jener Gaukler vom Ziehvater angeheuert Arbeitskräfte für die Miene zu werben. Eine sehr zweifelhafte Flucht beginnt. Währenddessen befindet sich der Ordensritter Konrad auf einer Visitation und erfährt von der Pest, welche auf Silzilien wütet. Er begiebt sich mit seinen Gefährten wieder in Richtung Norden, doch auch Venedig ist bereits abgeschottet, da in ihr die Pest wütet. Durch einen dummen Zufall steckt er sich mit der Pest an, konnte jedoch genesen, nahm sich aber weder die Zeit sich auszukurieren, noch um andere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen… Mit einer neuen Mission macht er sich auf den Weg nach Quedlinburg, wo sich sein Weg mit dem Maries kreuzt und das Schicksal seinen Lauf nimmt.
Die Geschichte erlebt der Leser nicht nur aus der Perspektive Maries, sondern u.a. auch aus Sicht Konrads und Vitus Fips’, der Ziehvater Maries. Das macht die Geschichte runder, tiefgründer und somit atmosphärischer. Dies hat mir sehr gut gefallen und das Buch lies sich somit prima lesen. Dennoch gab es ein paar Punkte, die mir nicht so gefallen haben:
Der Schreibstil der Autorin war zunächst etwas gewöhnungbedürfdig. Dies lag daran, dass sich der Text mitunter so las, als würde ihn tatsächlich ein Erzähler auf einer Bühne einem Publikum zum Besten geben. Ich fühlte mich dadurch etwas unbeteiligt und konnte das Buch nicht richtig “miterleben”, so wie Kopfkino eigentlich sein sollte. Ein klein wenig hat mich dies an Schreibstile von Kindern erinnert. Manche Formulierungen schienen auch schon mit der Kenntnis der Zukunft geschrieben/erzählt worden zu sein. Doch zum Glück legte sich das im Laufe des Buches.
Irgendwie mochte auch nicht wirklich Spannung aufkommen, da die Flucht keine richtige Flucht war. Außerdem wurde das Leiden unter der Pest stets viel zu kurz abgehandelt. Gerade am Ende es Buches, wenn man ein Finale erwartet, plätschert die Handlung mehr oder weniger aus und viele Dinge lösen sich in Wohlgefallen auf. Dies war mir alles ein wenig zu einfach, als dass es ein schönes, spannendes Finale gewesen wäre.

Fazit: Mir hat Die Flucht der Gauklerin beim Lesen sehr viel Freude bereitet, wenn ich auch die eine oder andere Baustelle bemerkt habe, an der die Autorin noch arbeiten könnte. Dennoch ist dies ein solider historischer Roman, bei dem die Pest eine Rolle spielt, aber für meinen Geschmack noch zu sehr im Hintergrund stand.