Rezension

... ein Sommer voller Veränderungen ...

Rabensommer - Elisabeth Steinkellner

Rabensommer
von Elisabeth Steinkellner

Bewertet mit 4 Sternen

Rabensommer

Elisabeth Steinkellner, geboren 1981 in Niederösterreich, Ausbildung zur Sozialpädagogin und Studium der Kultur- und Sozialanthropologie in Wien. Sie lebt und arbeitet als Autorin von Kurzprosa, Lyrik und Kinderbüchern (mit Bildern von Michael Roher) in Baden bei Wien. "Rabensommer" ist ihr erster Roman für Jugendliche und ihre erste Veröffentlichung bei Beltz & Gelberg. Quelle

Erster Satz:
„Ronjas Lippen schmecken nach Rauch, und ich spüre, dass sie an einer Stelle rissig sind, da kratzen sie leicht an meinen.“

Klappentext:
Ein furioses literarisches Debüt!
»Rabensommer« erzählt vom Abschied von der Kindheit und dem letzten, flirrenden Sommer, den Juli, Ronja, Niels und August miteinander verbringen, bevor sie sich in alle Winde zerstreuen. Ein wundervoller poetischer Roman einer ganz außergewöhnlichen Erzählerin.

Seit Jahren sind sie beste Freunde, fast alles haben sie zusammen gemacht - wie Raben. Jetzt, nach dem Abitur, muss jeder für sich entscheiden, wie es weitergeht. Die Ich-Erzählerin Juli entschließt sich zu studieren, doch noch bevor es losgeht, verändert sich alles, Schlag auf Schlag: Niels, mit dem sie seit einem Jahr zusammen ist, macht mit ihr Schluss. August lüftet sein Geheimnis. Und Ronja geht nach London. Juli ist auf sich allein gestellt und muss ihr Leben, das ihr wie ein Haufen lauter kleine Schnipsel vorkommt, neu sortieren.

Cover:
Das Cover ist meiner Meinung nach ein richtiger Blickfang und hat mich total angesprochen. Ein hellblauer Sommerhimmel ist zu sehen. An einer schwarzen Leine sitzen vier schwarze Raben, wobei einer etwas abseits von den anderen Sitzt. Der Titel ist groß und quer in einem auffälligen Gelb über die Mitte geschrieben. Es passt toll zum Inhalt und Titel des Buches. Ein tolles Cover, das sehr schön gestaltet worden ist.

Leseprobe

Meinung:
An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank an Beltz&Gelberg für das Rezensionsexemplar.

Die Geschichte wird uns aus Sicht von Juli erzählt, die zusammen mit ihren besten Freunden Ronja, August und Niels einen letzten gemeinsamen Sommer verbringen.
Seit Jahren schon sind die vier unterschiedlichen Jugendlichen unzertrennliche Freunde. So unzertrennlich wie Raben eben. Doch dieser Sommer wird alles für sie verändern. Sie haben die Schule abgeschlossen und werden nach dem Sommer unterschiedliche Wege einschlagen. Dabei liegt bereits Veränderung in der Luft. Niels zieht sich immer weiter von der Gruppe zurück, während August immer wieder tagelang verschwindet, ohne sich zu melden. Und Ronja plant einen Au Pair Aufenthalt in London, der schon bald losgehen soll. Juli hingegen zieht es zum Studieren in die Stadt, nur für ein Fach hat sie sich noch nicht entschieden. Die ungewisse Zukunft und die Veränderung hängen wie eine Gewitterwolke über dem letzten Sommer, den sie mit Partys, Wasser, Küssen und Streiten beenden.

Mit Juli, die uns die Geschichte erzählt, konnte ich nicht so wirklich etwas anfangen. Ich weiß auch nicht woran es war, aber ich bin nicht warm mit ihr geworden. Sie macht sich eine Menge Sorgen um die Zukunft, ihre Freunde und ob sie ihren Freund Niels wirklich liebt. Sie macht eine sehr schwere Phase durch, in der sie das erste Mal auf sich alleine gestellt ist und ohne ihre Freunde zu Recht kommen muss. Sie hängt in der Schwebe und weiß noch nicht wirklich, was in Zukunft mit sich anfangen will. Es ist ein schwieriger Weg zum Erwachsenwerden, den Juli hier beschreitet und man kann nur sagen, dass sie sich zum Ende hin sehr entwickelt. Sie akzeptiert ihr neues Leben und beginnt, sich eine eigene Zukunft aufzubauen.

Ihre besten Freunde, August, Ronja und Niels kommen für meinen Geschmack etwas zu kurz und hätten gerne noch ein wenig mehr eingebaut werden dürfen. Jeder für sich ist ganz individuell gestaltet worden und nimmt in der Gruppe der Freunde einen eigenen Platz ein. Die Dynamik der Gruppe ist wirklich authentisch und auch der weitere Verlauf der Gruppe wird sehr realistisch erzählt. Man geht eigene Wege, verändert sich und verliert sich aus den Augen. So ist das Leben.

" ´In der Fünften hab ich mal ein Referat über Raben gehalten.´ August lacht. ´Ja, echt´, fahre ich fort, ´das sind wirklich soziale Tiere. Leben in Paaren, so richtig monogam und so. Und die Jüngeren, die noch keinen festen Partner haben, bilden kleinere Grüppchen. Freundschaftsgrüppchen, sozusagen. Die halten echt zusammen.´ "

Die Liebesgeschichte zwischen Juli und Niels hat mich ehrlich gesagt etwas genervt. Erst weiß sie nicht, ob sie ihn liebt, dann verlässt er sie, und sie will ihn um alles in der Welt wieder zurück. Andererseits war es schon ziemlich authentisch beschrieben, dass Juli sich so sehr an ihn klammert, da er doch zu ihrem alten Leben gehört, von dem sie sich nur schwer lösen kann. Trotzdem, für meinen Geschmack war Juli etwas zu dramatisch.

Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der sehr flüssig, ehrlich und gefühlvoll ist. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich zum Ende hin ein wenig Schwierigkeiten mit den sehr kurzen und knappen Textpassagen hatte. Da habe ich nicht gut rein gefunden. Aber alles in allem erzählt uns die Autorin eine wirklich sehr authentische Geschichte über das Erwachsenwerden, das wir alle schon einmal erlebt haben (oder aber noch vor uns haben). Es ist eine Geschichte über Freundschaft, die erste große Liebe und Liebeskummer, über Zukunftsängste und Veränderungen, eine Geschichte, die von Abschied erzählt und von neuen Bekanntschaften. Diese Geschichte erzählt, wie schwer es sein kann, sich selbst zu finden und zu entscheiden, wie es in Zukunft weitergehen soll. Trotz allem muss man nach vorne sehen und das Leben selbst in die Hand nehmen und ich denke, dass auch Juli es in Zukunft meistern wird.

„Rabensommer“ war ein bewegendes Buch über Freundschaft, Liebe und einen letzten gemeinsamen Sommer. Es erzählt die Geschichte vom Erwachsenwerden und den Schwierigkeiten,  zu sich selbst zu finden. Sehr bewegend, authentisch und absolut ehrlich. Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen, der zusammen mit Juli einen letzten unbeschwerten Sommer erleben will, gemeinsam in die Zukunft schauen mag und dabei über Veränderungen nachdenken möchte.

Lg
Levenya
http://levenyasbuchzeit.blogspot.de/