Rezension

Ein spannender Adventskalender, dessen Ende aber etwas ernüchternd ist

Der magische Adventskalender - Jan Brandt

Der magische Adventskalender
von Jan Brandt

Inhalt: Ravenhagen. Seit einiger Zeit ist Jonas nicht ganz er selbst. Er ist mit den Gedanken nicht bei der Sache, ist ruppig, zieht sich häufig zurück und will allein sein. Doch am 1. Dezember findet er im Rinnstein vor dem Haus, in dem er mit seinem Vater und seiner Schwester wohnt, einen seltsamen Holzkasten, der sich bei genauerem Hinsehen als Adventskalender entpuppt. Dessen aufwendig gestaltete Türchen lassen sich, wie Jonas schnell feststellt, aber nicht ohne Weiteres öffnen: Jedes Türchen besitzt ein Symbol, das auf eine ganz bestimmte Person aus Ravenhagen verweist. Nur diese kann das jeweilige Türchen öffnen. Um das Geheimnis des Adventskalenders zu lösen, muss Jonas diese Personen finden und mehr als einmal über seinen Schatten springen.

Persönliche Meinung: „Der magische Adventskalender. Eine Kindergeschichte in Zeiten der Kälte“ ist ein literarischer Adventskalender von Jan Brandt. Der Roman ist in 24 Kapitel unterteilt, sodass man jeden Dezembertag bis Weihnachten ein Kapitel lesen kann. Erzählt wird der Roman von einem allwissenden Erzähler, der Jonas auf seiner Suche nach dem Geheimnis des Adventskalenders begleitet. Ravenhagen, der Ort in dem „Der magische Adventskalender“, ist schön dargestellt. Es handelt sich um eine Kleinstadt, der eine atmosphärische Patina anhaftet und deren Bewohner – mit ihren Marotten, Vorlieben und Berufen – erscheinen, als wären sie aus der Zeit gefallen. Jedes Kapitel beinhaltet eine schwarz-weiß-blaue Illustration von Daniel Faller, die diese entrückte Atmosphäre Ravenhagens sehr gut auffängt. Der Roman ist außerdem durchweg spannend, was vor allem an den vielen kleinen und großen Geheimnissen liegt, die sich innerhalb der Handlung finden. Wer ist mit den Symbolen auf den Türchen gemeint? Woher stammt der Adventskalender? Welche Botschaft verbergen die Schokoladen-Buchstaben, die hinter jedem Türchen warten? Was schlummert noch in dem Kalender? Für zusätzliche Spannung sorgen einzelne mysteriöse Figuren, die Jonas auf seiner Reise trifft und deren wahre Absichten im Dunkeln liegen. Außerdem treten, je weiter der Roman voranschreitet, verstärkt Elemente des magischen Realismus in die Handlung hinein. Das Ende des Romans hat mich allerdings etwas zwiegespalten zurückgelassen. Einerseits wird hier die große Frage nach der Herkunft des Adventskalenders behandelt, es besitzt eine schöne Botschaft und ist insgesamt auch sinnig. Andererseits bleiben viele Antworten – besonders diejenigen, die den magischen Charakter des Adventskalenders betreffen – vage. Klar, es muss nicht immer alles hieb- und stichfest beantwortet werden und oft reizen Geschichten gerade wegen ihrer Offenheit. Hier führten die vielen vagen Antworten/offenen Fragen aber für mich eher dazu, dass die Handlung nicht völlig rund und stimmig ist. Zuletzt bin ich auch unschlüssig, ob sich „Der magische Adventskalender“ tatsächlich als „Kindergeschichte“, wie der Untertitel ankündigt, eignet. So lässt sich der Roman einerseits flüssig lesen, ist inhaltlich auch für Kinder/Jugendliche spannend und spielt durch seinen Protagonisten in ihrer Lebenswelt. Gleichzeitig ist er aber durch den Hang zum magischen Realismus und den vagen Antworten vergleichsweise komplex. Auch die stimmungsvollen, wirklich tollen Illustrationen von Daniel Faller sprechen vielleicht eher Erwachsene an. Insgesamt ist „Der magische Adventskalender“ ein spannender Roman mit einer interessanten Ausgangslage und einem atmosphärischen Handlungsort, dessen Ende allerdings für mich zu viele Fragen offen ließ.