Rezension

Ein spannender Fall über eine sehr dunkle Vergangenheit des Täters, die Gänsehaut verursacht!

Opfergrab -

Opfergrab
von Ralf Gebhardt

Bewertet mit 4 Sternen

,,Opfergrab“ ist ein Thriller von Ralf Gebhardt, der am 21. Juli 2022 mit 334 Seiten im Digitalpublishers-Verlag erschienen ist. Mir hat der Inhalt dieses Buches bis auf das etwas zu abgefahrene Ende sehr gut gefallen, welcher mir spannende Lesestunden beschert hat. Der Autor hat mir Zugang zu einer extrem kranken Seele eines Täters gewährt, der seine Opfer sorgfältig auswählt, um in Anschluss eine brutal geplante Mordserie zu hinterlassen. Die Tatorte, wo er seine weiblichen Opfer auffällig drapiert hinterlassen hat, machen anfangs zunächst einer ermittelnden Soko Kopfzerbrechen. Da diese jedoch bei einem Autounfall arbeitsunfähig ist, wird der Fall vom Staatsanwalt Bergmann auf die beiden Kommissare Stephan Kralik und Christian Thaler übertragen, die lange Zeit im Dunkeln tappen. Da sie schließlich das Verhalten eines Priesters für sehr auffällig halten, kommen sie hinter einem lang verborgenem Geheimnis. Ein Trittbrettfahrer stört gleichzeitig die Ermittlungen und als das ungleiche Ermittlerduo dem Täter auf der Spur ist, fängt das große Katz und Mausspiel erst so richtig an.

Es gibt einen raschen Perspektivenwechsel, der hauptsächlich aus der Sicht der Kommissare und des Täters besteht, was den Inhalt deshalb abwechslungsreich gestaltet hat. Ich konnte dessen Gedanken, Handlungen und Gefühle so besser verstehen, nachvollziehen und mitverfolgen. Besonders die erschreckende Mordlust der kranken Seele hat für Gänsehautmomente gesorgt, dessen Motive für mich lange Zeit ein großes Rätsel waren. Erst seine Geständnisse haben für Aufklärung gesorgt, seine Vergangenheit spielt hierbei die größte Rolle. Auch bekam ich zwischendurch Einblicke aus seinem Ehealltag mit seiner blinden Frau, die eine starke Abhängigkeit gegenüber ihren Mann entwickelt hat. Obwohl er sie wie Dreck behandelt, tut die blinde Frau alles für ihren Peiniger, der als Autor Thriller auf den Markt bringen will. Dass die Frau für seine größten Inspirationen sorgt, ahnt sie nicht. Das Leben des Täters und auch seine extrem kranken Gedanken hatte ich während des Lesens deutlich vor meinen Augen. Insgesamt ist der Schreibstil des Autors sehr flüssig, locker, bis zum Ende authentisch und vor allem bildlich, was mir sehr gut gefallen und für einen schnellen Lesefluss gesorgt hat. Besonders bei den grausam ausgeübten Taten wurde nicht mit Details gegeizt.

Der Spannungsbogen hat sich von Kapitel zu Kapitel gesteigert, der Thriller ist meiner Meinung nach deshalb erzählerisch sowie spannungstechnisch gut gelungen, auch ist er gut strukturiert aufgebaut. Die beiden Kommissare fand ich gut ausgearbeitet, vom Klappentext her habe ich mir ein schwierigeres Verhalten zwischen den beiden vorgestellt. Dass die beiden keine Freunde sind, wurde zwar schnell deutlich, auch kleinere Sticheleien untereinander haben dies bestätigt. Im Großen und Ganzen haben sich der Frauenversteher und aufbrausende Stephan Kralik und der nachtblinde und sympathische Christian Thaler schnell zusammengerauft, um gemeinsam in ein surreales Finale zu stürzen, wo es um Leben und Tod geht. Denn am Ende wurde mir das Verhalten des Täters, der ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei veranstaltet und Wünsche einfordert, etwas zu abgefahren und unglaubwürdig. Dass es so kam wie es gekommen ist, war die alleinige Schuld der Ermittler, da sie den Täter völlig unterschätzt haben. Was er für das Finale bereitgestellt hat und somit Kralik und Thaler in Lebensgefahr bringt, hatte schon einen mystischen Touch, wo sich Thalers Nachtblindheit erst recht fatal für ihn auswirkt. Das Thema der Nachtblindheit von Thaler kam während der Handlung zur Genüge zur Sprache, was wohl auf das Finale vorbereiten sollte.

Zu guter Letzt fand ich alle Charaktere und den geschickten Plot, der mich super unterhalten hat, gut ausgearbeitet. Auch konnte ich an manchen Stellen eifrig mit dem Ermittlerduo mitfiebern. Die brutalen Handlungen, die vom Täter ausgeübt wurden, sind nichts für Zartbesaitete, was mir jedoch überhaupt nichts ausgemacht hat. Deshalb bekommt ,,Opfergrab“ von mir gute vier Sterne und eine Leseempfehlung!