Rezension

Ein spannender Krimi aus Thüringen zeigt wozu Menschen durch Rachegefühle fähig sind!

Der Tod vergisst nie - Andreas Hultberg

Der Tod vergisst nie
von Andreas Hultberg

Bewertet mit 4 Sternen

Der Krimi "*Der Tod vergisst nie*" aus dem "*Divan Verlag*" spielt in Thüringen und der Autor "*Andreas Hultberg*" ist hauptberuflich Zahnarzt. Ein brutaler Dreifachmord in einem Architekturbüro in der Erfurter City erschüttert selbst die Ermittler. Hier hat jemand gezielt geschossen und auch scheinbar Erfahrung darin. Der tote Mitinhaber Dr. Bock hat sich nicht nur durch unsaubere Geschäfte Feinde gemacht, seine Frauengeschichten könnten ihm auch den Tod gebracht haben. Welche Hintergründe hat die Tat wirklich?

Hier liegt das gelungene Erstlingswerk eines Zahnarztes vor und die fesselnde Lektüre habe ich recht schnell gelesen.
Man mag mutmassen, ob der Autor von der Polizei durch eine Zahnbildüberprüfung eines Unbekannten zu Rate gezogen wurde und so auf die Idee des Schreibens kam. Auf jeden Fall hat er interessant aufgezogene Ermittlungen beschrieben und die Handlung logisch aufgebaut.

Dieser Krimi zeigt einerseits die typische Form eines "Whodonit" und hält für den Leser und Mitrater mehrere Verdächtige zur Verfügung, andererseits wird auch sehr ausführlich die Ermittlungsarbeit geschildert. Der Leser ist bei allen Ermittlungen hautnah dabei. Wie trotz intensiver Bemühungen erst ein neuer Mord aus derselben Tatwaffe Licht ins Dunkel bringt, zeigt wie zermürbend und schwierig Polizeiarbeit sein kann. Die Spannung bleibt konstant erhalten und ein spannender Showdown setzt dem Täter schliesslich ein Ende.

Auch wenn man als geübter Krimileser schon einen Verdacht hat, gibt es raffinierte Wendungen und neue Erkenntnisse, die verwirren und den Leser auf falsche Fährten locken sollen.
 
Zwischendurch erhält man durch innere Monologe tiefe Einblicke in die Gedankengänge des Täters. Dieses literarische Mittel lässt den Leser erschauern und direkt Anteil nehmen an den kranken Gedanken.
 
Was mir am meisten gefallen hat, ist die inhaltliche Einbindung von Pädophilie, Immobilienbetrug und Korruption, die wie im wahren Leben bis in höchste politische Kreise hineinreichen. Hier werden Themen angesprochen, die man der täglichen Presse entnehmen kann und unsere Gesellschaft beschäftigt. Solche aktuellen Bezüge gehören in echte Krimis. 

An den Charakterzeichnungen sollte der Autor meiner Meinung nach noch ein wenig feilen. Hier gibt es zwar steckbriefähnliche Angaben über Alter, Haarfarbe, Kleidung und Äußerlichkeiten, gerade bei den Frauen, die wahren Charakterzüge bleiben aber weitgehend verborgen.
Eine Ausnahme bilden die beiden Ermittler, dieses Gespann ist sich trotz einiger Zankereien und Wortgefechte sympathisch und kommt gut miteinander aus. Wobei dem Kommissar Zeller hier die Rolle des nicht gerade professionell arbeitenden Kollegen zukommt. Man bemerkt seine Fehler, sieht seine Inkompetenz und das, obwohl ihm ein genialer Ruf nachgesagt wird. Er ist dennoch die interessanteste Person im Buch. Niemand hängt wie er jedem Rochzipfel nach, säuft was er kann und hat dennoch ein gutes Bauchgefühl. Diese Antihelden sind nun mal die Charaktere, von denen Bücher leben.

Der Erzählstil hat mich flott durch das Geschriebene geführt, es gibt einige amüsante Dialoge und Redewendungen, die für Auflockerung sorgen. Allerdings sind sie nicht neu und dadurch wirken sie wie reine Kalauer.

Dieser kriminelle Ausflug ins Thüringische stellt einen neuen Autoren vor, der durchaus schreiben kann, weiß was Krimifans interessiert und von dem man sicher noch einiges hören wird. Es sei denn, die Arbeit als Zahnarzt macht ihm mehr Spaß!