Rezension

Ein sprachlich und kulinarisch authentischer Provencekrimi

Mörderischer Mistral - Cay Rademacher

Mörderischer Mistral
von Cay Rademacher

Bewertet mit 5 Sternen

Mit Roger Blanc führt Rademacher hier einen eigenwilligen, oft fluchenden und trotzdem liebenswürdigen Charakter ein. In seinem ersten Fall ermittelt der Gendarm im Süden Frankreichs, nachdem er aus Paris „strafversetzt“ wurde, weil er seine Sache zu gut machte und Korruption aufdeckte.
Zu gut fängt die Sache für ihn nicht an: Das neue Häuschen renovierungsbedürftig, der Lebensstil viel zu ruhig und familiär, die Frau blieb in Paris bei ihrem Liebhaber und als Partner bekommt er den unbeliebtesten Kollegen zugeteilt. Noch dazu ist die zuständige Untersuchungsrichterin die Gattin jenes Mannes, der ihn versetzen ließ.
Zu allem Überfluss wird an seinem ersten Arbeitstag gleich eine Leiche auf der örtlichen Müllkippe gefunden. Erschossen und angezündet. Der Tote wird dennoch identifiziert und Blanc stößt auf dunkle Flecken in der Vergangenheit seines Partners.
Sehr schön ist, dass zwischen den Ermittlungen um diesen und einen weiteren Todesfall noch Zeit bleibt für ein paar entspannte zwischenmenschliche Momente zwischen den Gendarmen, den Nachbarn Blancs und anderen. Der Autor bringt dem Leser sehr gut den allgemeinen Lebensstil nahe und es ist außerdem zu empfehlen, den Krimi nicht mit leerem Magen zu lesen. Immer wieder gibt es Szenen, wo die Kollegen miteinander essen oder einkaufen gehen und die köstlichen Beschreibungen lassen dem Leser das Wasser im Mund zusammenlaufen und in Gedanken die nächste Urlaubsreise planen.
Eine weitere sehr positive Sache ist das Personenregister hinten im Buch. Bisweilen hilft es, wenn man bei der ersten Erwähnung gewisser Namen gleich nachsehen kann, wer das nun ist. Ein paar Zusatzinformationen stehen dort auch. Was hier noch fehlt, ist eine Übersichtskarte, wo die wichtigsten Orte zu sehen sind, damit man grob einen Überblick hat, auch was die Himmelsrichtungen betrifft. Dies ist jedoch im dritten Band dieser Reihe schon anders (Brennender Midi), den ich im Anschluss lesen werde.
Durch die häufigen Fluche und Originalbezeichnungen auf Französisch lernt man als Leser auch ein wenig sprachliche Unterschiede zwischen Nord und Süd kennen und gegen Ende gewöhnt man sich sosehr an die Anreden (Capitaine, Madame le Juge,…), dass man diese selbst in Gedanken schon verwendet.