Rezension

Ein Thriller im Romanpelz

Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann

Blume des Bösen
von Gerd-Rainer Prothmann

Bewertet mit 5 Sternen

Obwohl es von der Seitenzahl her nicht mit Romanen von Elizabeth George mithalten kann, bringt der Autor in seinem Buch gefühlt ebenso viel unter. Zwar weiß man, dass viel drin ist, aber die Geschichte ist so geschrieben, dass es beim Lesen nicht überfordert oder verwirrt.

Die Stirn runzeln muss man bei diesem Roman nur dann, wenn wieder neue unbekannte Zusammenhänge auftauchen oder angedeutet werden. Genauso wie Hans, der Protagonist, bleibt man aber auch als Leser im Dunkeln und kommt selbst ins Grübeln, ob das, was der Berliner als nächstes vorhat, denn so ratsam wäre. Mit ihm, auf der Suche nach der Sängerin Laura, durchlebt man eine Reise, die von West-Berlin nach Südamerika und dort von Argentinien bis nach Chile führt. Was als harmlose Suche beginnt, wird schleichend zu einer nervenaufreibenden Hetzjagd und mehrfachen Versuchen, vor der südamerikanischen Mafia zu fliehen. Ein Thriller im Romanpelz sozusagen.

Schon bevor es richtig eng wird, macht sich beim Leser ein gewisser Verfolgungswahn breit, da man ja selbst keine Hintergründe erfährt. Man versucht, die Seilschaften nachzuvollziehen und ist allmählich, wie Hans, selbst bei jeder neuen Erwähnung einer Person, überzeugt, dass diese schon vorher in der Geschichte eine Rolle gespielt hat. Kann das sein? Deutschland liegt doch so weit entfernt?

Man hofft natürlich, dass es für die gute Seite auch gut ausgeht und ein Happy End ist nicht ausgeschlossen. Immerhin, die Gerechtigkeit schlägt zurück. Trotzdem schafft es der Roman, den Leser mit einem eigenartigen Gefühl zurückzulassen und er regt auch an, noch einmal über die Geschichte nachzugrübeln. Wenn ich Hans wäre, was hätte ich anders gemacht?

Diese Geschichte um besondere Umstände und persönliche Schicksale wird noch eindrucksvoll umrahmt von der sehr lebensnahen und akkuraten Beschreibung der Natur, der Schauplätze, Städte, Straßen, Stimmung und beteiligten Personen. Man wird das Gefühl nicht los, als hätte der Autor  schon an all diesen Orten gelebt und mindestens so viele Freundschaften geschlossen wie der "alte Pianist".