Rezension

Ein Thriller vom Feinsten, der brilliant unterhält, ungemein fesselt und noch lange nachhallt...!

Todschwarze Nacht -

Todschwarze Nacht
von Jules Gray

Bewertet mit 5 Sternen

"Todschwarze Nacht" von Jules Gray ist als Taschenbuch mit 416 Seiten bei Lübbe erschienen.
Es handelt sich hier um das überaus gelungene, fesselnde Thrillerdebüt der Autorin, die einst als Anwältin tätig war.

Lou Endres, ehemals Journalistin, ist durch einen tragischen Vorfall, der sich im Verlauf der Handlung nach und nach offenbart, ganz tief gefallen und lebt nun auf der Straße. Das ist momentan zusätzlich zu den ohnehin zu bewätligenden Widrigkeiten auch noch sehr gefährlich, da in letzter Zeit mehrere wohnungslose Frauen verschwunden oder verstorben sind.
Bei einem Überfall einiger Stadtguards auf eine obdachlose Jugendliche eilt Lou dem Mädchen zu Hilfe und lernt so Jenny und deren heißgeliebte Ratte Livvie kennen.
Da ihre Jacke bei ihrem Hilfseinsatz zerstört wurde und es draußen bitterkalt ist, stiehlt Lou in ihrer Not eine im Hilfsmobil hängende Jacke. Kurz darauf beginnt ein seltsamer maskierter Mann , Lou nachzustellen. Diese verspieglete Sonnenbrille, rote Schuhe und später dann überall auftauchende Strohblumen - Lou schwebt in höchster Gefahr...

Einen Thriller, der im Obdachlosenmilieu spielt, hatte ich bisher nicht gelesen und fand die Thematik spannend, reizvoll und außergewöhnlich. Tatsächlich wurde mir ganz schnell klar, dass sie noch viel mehr ist als das, nämlich aufwühlend, bedrückend und sehr nachdenklich stimmend...!

Ein sich eher gemächlich anbahnender Fall, absolut außergewöhnliche Protagonisten und ein kurzweiliger Schreibstil, der intensive Emotionen freisetzt- so wirkte Todschwarze Nacht auf mich.

Lou ist eine empathische Persönlichkeit mit einer Menge Probleme und noch mehr Geheimnissen. Sie hat die "ursprüngliche" Lou ganz tief in ihrem Inneren vergraben, um nur ja nicht an die schrecklichen Geschehnisse denken zu müssen, die zu ihrem Abstieg geführt haben. Was geschah damals? Stimmen die Gerüchte, die kursieren?

Jenny ist ebenfalls eindrucksvoll und prägnant beschrieben, sie hat mein volles Mitgefühl und ich finde ihre Ängste und Gefühle absolut nachvollziehbar und authentisch. Und obwohl man ja aus dem Prolog bereits ihre spätere Lage kennt, hoffte ichbeim Lesen trotzdem permanent, dass es nicht so kommen würde!

Jules Gray schreibt fesselnd, detailliert und sehr unterhaltsam, ihre Charaktere sind facettenreich und liebevoll ausgearbeitet und sowohl Lou als auch Jenny sind trotz ihrer Eigenheiten empathisch, engagiert und bilden -letzendlich irgendwie- doch ein tolles Team. Es gab unzählige Situationen, in denen ich wirklich heftig mitgefiebert habe und fast Schnappatmung bekam...!

Klasse fand ich auch, dass die Polizei bei den Ermittlungen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt und die Fäden mehr oder weniger in Lous Händen liegen.

Ein Thriller vom Feinsten, der brilliant unterhält, ungemein fesselt, mich sehr berührt hat und der noch lange nachhallt...!