Rezension

Ein toller Serienauftakt!

Der eiserne Sommer - Angelika Felenda

Der eiserne Sommer
von Angelika Felenda

Bewertet mit 4 Sternen

28.6.1914 In Sarajevo wird der Thronfolger von Österreich-Ungarn erschossen, noch ist nicht klar, welche Folgen das für Europa haben wird, aber die Kriegstreiber ziehen im Hintergrund schon fleißig an den Strippen. In München schlägt sich derweil Kommissär Sebastian Reitmeyer zusammen mit seinem übereifrigen Polizeischüler und einem grummeligen Grantlerkollegen mit einem verzwickten Mordfall herum. Ein junger Mann wurde tot aufgefunden, erste Spuren weisen fatalerweise zum Militär. Gegen das darf aber nicht ermittelt werden. Reitmeyer gräbt trotzdem immer tiefer und kämpft dabei gegen den von oben angeordneten Maulkorb.

 

Ein toller Serienauftakt! Angelika Felenda versetzt den Leser gekonnt in den Münchner Sommer von 1914 und konstruiert gleichzeitig einen interessanten und spannenden Mordfall. Dieser führt den ermittelnden Reitmeyer in verschwiegene Milieus und Gefilde, in denen er mal so überhaupt nichts verloren hat und deswegen oft vor einer frustrierenden Mauer des Schweigens steht. Trotzdem bleibt die Spannung gut erhalten und man fiebert mit. Die Figuren sind sehr unterschiedlich gestaltet, besonders der grummelige Kollege Brunner hat es mir angetan und mich auch mal unfreiwillig zum Lachen gebracht. Die Hauptfigur Reitmeyer bleibt mir leider etwas zu blass, sein Privat- bzw. Innenleben wird mir zu wenig beleuchtet. Bis beispielsweise sein Alter genannt wird (er ist 32), konnte ich das überhaupt nicht einschätzen und auch sonst hätte ich mir etwas mehr Informationen gewünscht. Die Geschichte an sich lässt sich flüssig lesen, der Münchner Dialekt, der mehr oder weniger ausgeprägt von den Figuren gesprochen wird, macht das Buch noch authentischer. Authentisch scheint mir auch die Stimmung in der Bevölkerung zu sein; bei militärischen Kundgebungen auf den Plätzen Münchens, hat wohl jeder sofort die entsprechenden Bilder der begeisterten Massen im Kopf, die nach Krieg schreien.

 

Fazit: ein sehr guter, kluger Krimi, der den Zeitgeist gut einfängt und trotzdem die Spannung nicht vernachlässigt. Ich warte neugierig auf Reitmeyers nächsten Einsatz.

Kommentare

Karithana kommentierte am 21. September 2014 um 16:24

Das hört sich doch gut an. Meine WuLi ist aktuell schon recht groß (das kann unmöglich alles an einem Weihnachtsfest abgearbeitet werden), aber ich behalte das im Hinterkopf. 

Bücher über 1914 sind naturgemäß dises Jahr sehr en vogue. Allerdings wird es wohl für neue Bücher nicht leichter, wenn man erstmal ein paar dazu gelesen hat.

 

LG.