Rezension

Ein tolles Buch, nicht nur für Bergfexe

Gratwanderungen meines Lebens - Hans Saler

Gratwanderungen meines Lebens
von Hans Saler

Bewertet mit 5 Sternen

„Gratwanderungen meines Lebens“ nennt Bergsteiger und Autor Hans Saler dieses Buch. Der Titel ist durchaus ernst zu nehmen, denn bereits als Jugendlicher steigt er auf schwierigste Berge, durchklettert enge, steile Rinnen und geht Felsgrate entlang.

Dass die extremen Bergtouren immer wieder Todesopfer fordern, belastet den jungen Hans Saler sehr. Er zweifelt an sich und fühlt sich nach den Vorwürfen einer Hinterbliebenen schuldig. Doch er kann das Extrembergsteigen nicht lassen. Daher findet er sich – mit knapp 22 Jahren - in jener Expedition wieder, die ihn mit der Brüdern Reinhold und Günther Messner auf den Nanga Parbat führt. Die nach wie vor nicht restlos aufgeklärten Umstände von Günthers Tod und Reinhold Rolle bei dem Unglück spielen in diesem Buch eine große Rolle. Saler versucht so neutral wie möglich seine Hypothesen darzulegen. Vor allem verteidigt er jene Bergkameraden, die von Reinhold Messner massiv angegriffen wurden, sich auf Grund ihres eigenen Todes aber nicht mehr wehren können.

Das Unglück sollte aber – rückblickend gesehen – für Hans Saler zum Glücksfall werden. Er lernt auf seiner unsteten Reise durch den indischen Subkontinent die berühmten „Palmblattbibliotheken“ kennen. Ohne dass er in Indien bekannt ist, enthüllt ihm ein alter Inder sein, Salers ganzes bisheriges Leben. „Alles sei vorbestimmt und seit Anbeginn der Welt aufgeschrieben“, so die indische Weisheit.

Das hat mich an diesem Buch wirklich fasziniert. Die Tatsache, dass der Autor in der Palmblattbibliothek auf über 500 Jahre altes Wissen über sich selbst gestoßen ist. Logische Erklärungen gibt es dafür nicht. Es ändert aber Hans‘ Grundeinstellung zum Leben.

Für Bergsteiger ist das Buch eine Fundgrube an persönlichem Wissen und enthält eine Fülle von Details und Tiefe, die nur Bergkameraden nachvollziehen können.

Gut gefallen hat mir die eindringliche, bildhafte Sprache. Obwohl ich mit Bergen absolut nichts am Hut habe, habe ich die Faszination und Gefahren, die von ihnen ausgehen spüren können.