Rezension

Ein Traum von Tausendundeiner Nacht!

Marrakesh Nights - Heike Abidi

Marrakesh Nights
von Heike Abidi

Finde meine Rezensionen auch auf: allthesespecialwords.blogspot.de
Worum geht’s?

Für die siebzehnjährige Leonie wird ein Traum war, als sie Daniel, der heißeste Typ der Schule, küsst und dann auch noch in den Partyurlaub nach Spanien einlädt. Als die Sommerferien jedoch beginnen, machen ihre Eltern ihr einen Strich durch die Rechnung: sie soll ihre Verwandten in Marokko besuchen. Immerhin darf sie ihre beste Freundin Maja mitnehmen, so dass der Umgang mit Cousin und Idiot Jamil nicht ganz so schlimm wird wie befürchtet. Oder?

Schreibstil

Marrakesh Nights ist ein klassisches Jugendbuch, so dass auch der Schreibstil perfekt dafür ausgesucht ist. In kleineren Abschnitten erzählt die Protagonistin aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen vor und während des Urlaubs, dabei spricht sie jung, aber nicht abschreckend jugendsprachlich (was manch älterer Leser jetzt vielleicht denken könnte). Ein wenig gestört haben mich die ständigen Vergleiche mit Film- oder Serienfiguren um das Aussehen eines Charakters zu beschreiben. Ich kannte zwar alle Figuren, von denen die Rede war, aber trotzdem finde ich, dass es elegantere Lösungen gibt, um das Aussehen eines Charakters zu beschreiben.

Meine Meinung

Trotz einiger Schwächen konnte mich dieses Buch auf jeden Fall überzeugen. Wer meine Rezensionen schon etwas länger liest, weiß ja, dass ich bei Jugendbüchern immer Wert auf eine Vorbildfunktion lege. Ich verlange von einem Buch für Jugendliche, dass es ihnen zeigt, wie man es richtig macht oder wie man es auf jeden Fall verkehrt macht und genau das ist diesem Buch auf jeden Fall in schöner Weise gelungen.

Leonie ist siebzehn, sie ist noch Jungfrau und plant das mit dem schönsten Jungen der Schule, nämlich Daniel, zu ändern, als er sie auf einer Sommerparty plötzlich küsst. Dabei verdrängt sie erst einmal, dass er sie zwei Mal beim falschen Namen genannt hat und auch, dass er sie bis zum Tag, an dem es Zeugnisse gibt, so ziemlich ignoriert. Aber dann lädt er sie in den Partyurlaub nach Spanien ein und sie ist natürlich Feuer und Flamme. Zu dem Zeitpunkt war ich wirklich dankbar, dass Leonies Eltern sie lieber zu ihrer Verwandtschaft nach Agadir schicken, denn wer so naiv ist, muss auch manchmal vor sich selbst gerettet werden.

Aber es kommt noch schlimmer, denn Leonie chattet natürlich mit Daniel, der mittlerweile wenigstens ihren Namen kennt und schickt ihm auch noch ein Bild, was sie ihm besser nicht geschickt hätte. So etwas ist ja mittlerweile typisch für unsere Gesellschaft, die sich größtenteils bei Facebook, Whatsapp und Co. herumtreibt. Da werden schnell mal unüberlegt Dinge verschickt, die böse Folgen haben können.

Vielleicht ist es auch ganz gut gewesen, dass die Protagonistin wirklich so naiv und manchmal zickig war (im späteren Verlauf passieren noch ein paar Dinge, bei denen man sich nur mit der Hand vor den Kopf schlagen kann), denn so schreit das Buch förmlich: „Mach das bloß nicht!“

Jetzt aber zu den Dingen, die mir richtig gut gefallen haben. Das waren vor allem Jamal und Maja, die beide als Charaktere wirklich toll gelungen sind und sich natürlich wunderbar ergänzen. So kommt es in diesem Buch dann doch noch zu einer schönen Liebesgeschichte, die ich mir eigentlich für die Protagonistin gewünscht hätte. Während ich nun aber länger über das Buch nachdenke, verstehe ich, dass die Liebe nicht das Wichtigste für sie war.

Im Gegenteil, durch diesen Urlaub hat sie einen großen Schritt in Richtung Erwachsen sein gemacht, sie hat ihre Wurzeln gefunden und Dinge für sich entdeckt, die es wert sind gelernt zu werden. Sie hat ein Stück von ihrer Naivität verloren und sich mit dem Thema älter werden auseinander gesetzt, worüber sie vorher noch keinen Gedanken verschwendet hat. Dadurch ist das Buch perfekt für diese Altersgruppe geschaffen, denn es beschäftigt sich mit all den Themen, die auch sie beschäftigen.

Bisher machte es den Anschein, dass das Buch sehr charakterlastig geschrieben ist. Dem ist jedoch nicht so. Ganz im Gegenteil, es lebt von seinen Farben, den Gerüchen, den Erlebnissen in Marokko, die der Leser hautnah miterleben kann. Er lernt das Land kennen, aus dem Leonies Vater stammt. Er erfährt mehr zur Geschichte und zur Bedeutung mancher Dinge und kann sich alles bildhaft vorstellen. Da ist definitiv ein Hauch von Tausend und einer Nacht, wobei ich mir sogar noch mehr davon gewünscht hätte. 

Fazit

Alles in allem ein sehr gelungener Jugendroman, der allerdings ein bisschen Abzug bekommt wegen der Naivität und Zickigkeit seiner Protagonistin. Trotzdem ist Marrakesh Nights ein Buch, das ich jedem jugendlichen Mädchen uneingeschränkt empfehlen würde.