Rezension

Ein umfassendes Werk über die Entwicklung der Naturwissenschaften von der Antike bis ins Jetzt

Die Naturwissenschaften: Eine Biographie - Lars Jaeger

Die Naturwissenschaften: Eine Biographie
von Lars Jaeger

Lars Jaeger hat ein sehr umfassendes Werk von den frühesten Anfängen der Naturwissenschaften bis ins heutige Zeitalter verfasst. Dabei schafft er es Wissenschaftliches wie Philosophisches auf den Punkt zu bringen.

Anfangs vergleicht er die Antiken Lehren und wie sich das Denken von reinem Mythos (der Philosophie) zum Logischen (beobachtender und experimentelle Forschung) hin entwickelt. Das liest sich erst einmal etwas trocken.

Doch schon in den nächsten Kapiteln gewinnt dieses Buch an Lebendigkeit, denn es geht immer weiter in der Entwicklung und Jäger schaut sehr häufig den experimentierenden Wissenschaftlern über die Schulter.

So erklärt er zum Beispiel wie Galvani das Zucken von abgetrennten Froschbeinen bei Stromeinwirkung als „letzte animalische Kräfte“ interpretierte, während Volta seinerseits ganz andere Schlüsse zog. Er hat verstanden, dass und warum durch diese Froschbeine Strom floss. Mit weiterführenden Experimenten kam er den Dingen auf die Spur und konnte somit Galvanis Gedanken „widerlegen“.

So lesen wir ein interessantes Buch, das uns durch die Jahrhunderte führt und uns die Errungenschaften der Naturwissenschaften hautnah miterleben lässt. Wir erkennen, welche rasanten Entwicklungen es z.B. im 19. Jahrhundert gab. Wie viele Grundlegende Erkenntnisse in dieser Periode zustande kamen, die die Welt für immer verändert haben.

Und dennoch weiß Lars Jaeger zu berichten, dass diese Erkenntnisse bis heute und auch in naher Zukunft noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Zum Ende des vergangenen Jahrhunderts gab es wieder so etwas wie eine „kleine Revolution“ wie ich sie laienhaft nennen möchte, die wir Robert Laughlin und seiner „Theorie komplexer Systeme“ zu verdanken haben. Seine Erkenntnisse scheinen wieder alle früheren Erkenntnisse auf den Kopf zu stellen, und so kann auch Lars Jäger eines heute noch nicht wissen: Wie wird die Zukunft wirklich aussehen? Wohin geht die Reise der „Biographie der Naturwissenschaften“?

Dies zu erarbeiten wird eine Aufgabe für viele weitere Generationen von Forschern sein.

Meine Eindrücke:

Die Sprache ist sehr komplex und es fallen selbstverständlich viele Fachbegriffe. Rückverweise auf vorangegangene Kapitel und Personen verlangen viel Aufmerksamkeit beim Lesen, oder evtl. schon etwas Vorbildung im naturwissenschaftlichen Bereich, da man ansonsten heillos durcheinander geraten kann.

Nicht nur naturwissenschaftliche, sondern auch philosophische Gedanken lassen den Leser innehalten und sich seine eigenen Gedanken machen.

Wer dieses Buch einmal komplett durchgelesen hat, hat ein unglaublich breit gefächertes Wissen erlangt. Wenn es dann am „behalten“ scheitert hat man das perfekte Nachschlagewerk zum Auffrischen des Gelernten.
Klar gegliederte Kapitel und Unterthemen erleichtern so die Suche nach Spezialthemen.

Eines ist nach dieser Lektüre ganz gewiss: Es wird immer wieder neue Entdeckungen geben. Die Wissenschaft ist kein Freund von Stillstand und so können wir auf vieles gespannt sein, was denn da noch kommen mag.

Mein Fazit:

Mir gefällt das Buch ausgesprochen gut. Wissenschaftlich interessierte Leser werden hier mit einem weiteren niveauvollen Buch aus dem Springer-Spektrum Verlag auf ihre Kosten kommen.

Klare Leseempfehlung für „Kopfmenschen“ . :-)