Rezension

Ein unbedingt nötiges literarisches Aufbegehren gegen den Egoismus unserer heutigen Gesellschaft

Wie die Schweine - Agustina Bazterrica

Wie die Schweine
von Agustina Bazterrica

Bewertet mit 5 Sternen

„Wie die Schweine“ ist eine Dystopie durch und durch. Voller Hoffnungslosigkeit, schrecklicher Taten, Gedanken und Fakten, Düsternis und Verzweiflung. Bazterrica`s Schreibstil ist von einer schonungslosen Poesie, die ich in der Form noch in keinem anderen Buch gelesen habe.

„Schließlich essen wir uns schon seit Anbeginn der Zeiten gegenseitig auf. Und nicht nur symbolisch, sondern wortwörtlich. Der Übergang hat uns nun die Möglichkeit beschert, nicht mehr so heuchlerisch zu sein.“ [S. 164]

Zugegeben, wäre ich noch regelmäßige Fleischkonsumentin, hätte ich mich mit diesem Buch nicht auseinandergesetzt. Essen bedeutet nicht nur Nahrung, sondern eben auch Genuss, und mit dem Genuss haben viele von uns ein sehr spezielles, komplexes aber eben auch fragwürdiges Verhältnis, was wir aber aller Widrigkeiten zum Trotz nicht so einfach aufzugeben bereit sind. Da rollen wir uns lieber den steinigen ausgetretenen Pfad der Ignoranz hinauf, anstatt das zu hinterfragen, was sich direkt vor unseren Augen oder eben in unseren Körpern abspielt.
Aber genau das lässt „Wie die Schweine“ nicht zu: Ignoranz. Agustina Bazterrica holt den literarischen Spiegel und Vorschlaghammer raus, und haut dem Leser ihre Wahrheiten ins Gesicht, immer und immer wieder, bis man am Ende mit offenem Mund dasitzt und sich am liebsten mit einer Kuscheldecke in irgendeiner sicheren Ecke seines Zimmers einrollen und leise „Alle meine Entchen“ vor sich hinsummen möchte. Das Buch ist unbequem, anstrengend und emotional herausfordernd, und das ist auch gut so. Was den Inhalt angeht, sagt der Klappentext eigentlich alles, was man wissen muss. Für mich ein sehr mutiges Gedankenexperiment, und aktueller denn je.
„Wie die Schweine“ ist eine Dystopie durch und durch. Voller Hoffnungslosigkeit, schrecklicher Taten, Gedanken und Fakten, Düsternis und Verzweiflung. Bazterrica`s Schreibstil ist von einer schonungslosen Poesie, die ich in der Form noch in keinem anderen Buch gelesen habe. Kritisch und klug führt sie dem Leser menschengemachte Grausamkeiten vor Augen und lässt dabei nichts aus. Das Schlachten, das Töten, das Fressen, und das gefressen werden. „Wie die Schweine“ rüttelt auf, macht fassungslos und wütend und ist ein unbedingt nötiges literarisches Aufbegehren gegen den Egoismus unserer heutigen Gesellschaft.