Rezension

Ein ungewöhnliches, sehr skurriles und herrlich schräges Buch!

Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden) - Lois Lowry

Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden)
von Lois Lowry

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als ich das erste Mal auf „Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden)“ gestoßen bin, konnte der skurrile Titel meine Neugier sofort wecken. Also ich finde ihn genial. Etwas lang vielleicht, aber er fällt definitiv auf. Auch das Cover und der Klappentext überzeugten mich auf Anhieb. Für mich stand daher sehr schnell fest: Die vier Willoughby-Kinder wollte ich unbedingt kennenlernen!

Die altmodischen Willoughby-Geschwister Timothy, Barnaby A und B und die kleine Jane können ihre Eltern nicht leiden. Mr und Mrs Willoughby wiederum sind überhaupt nicht angetan von ihren Kindern. Vielleicht wäre ein Dasein als Waisen da wirklich besser? Die Geschwister fassen daher den Entschluss, dass sie elternlos werden möchten. Ein aufregendes – und natürlich altmodisches – Abenteuer erwartet die vier Kinder. Ob es ein Happy End für sie geben wird? Ja, wird es, so viel sei schon mal verraten. Altmodische Bücher haben doch schließlich immer ein gutes Ende. Was sich aber bis zum Happy End so alles zutragen wird, wird hier noch nicht verraten.

Schräg, skurril, schwarzhumorig bis zum Abwinken, etwas merkwürdig, erfrischend anders – all diese Beschreibungen treffen absolut auf dieses dünne Büchlein zu. Ich bin hier eindeutig mit den richtigen Erwartungen an das Buch herangegangen: Die Story, die hier erzählt wird, ist sehr verrückt und ganz bestimmt nicht jedermanns Sache. Man muss definitiv auf einen schwarzen Humor stehen, um dieses Buch zu mögen. Also mich begeistern solche Bücher ja immer total, je schräger und skurriler, desto besser. Mir hat das Buch daher auch echt gut gefallen. Es liest sich zudem auch richtig gut. Der Schreibstil ist zwar recht altmodisch, was natürlich Absicht ist, aber er lässt sich richtig schön und flüssig lesen. Dank der angenehm kurzen Kapitel und der mitreißenden Story bin ich nur so durch die Seiten geflogen.

Bereits das erste Kapitel, in welchem wir die Familie Willoughby kennenlernen dürfen, beginnt sehr unterhaltsam. Was bei dieser Vorstellung sofort deutlich wird: Diese Familie ist alles andere als normal. Sie ist mehr als eigenartig und, was immer wieder sehr betont wird, sie ist altmodisch. Das war ein Punkt, der mich persönlich irgendwann ein klein bisschen genervt hat, dass ständig gesagt wurde, wie altmodisch doch alles sei. Bis auf diesen Aspekt aber bin ich wirklich begeistert von dem Buch.
Ich bin mir nur nicht so sicher, wie es bei der Zielgruppe, also Kindern ab 9 Jahren ankommen wird. Vieles ist hier doch sehr speziell und befremdlich. Die Eltern zum Beispiel, also, die waren stellenweise selbst mir etwas zu krass drauf. :D

Mr und Mrs Willoughby betonen immer wieder gerne, dass sie ihre Kinder überhaupt nicht leiden können und sie eigentlich gar nicht haben wollen. Sie sind ihnen nur lästig, ihre Namen versuchen sie sich gar nicht erst zu merken und manchmal vergessen sie sogar, dass sie Kinder haben. Ja, ich weiß, was ihr jetzt denkt, was sind das bitte schön für Eltern? Diese Frage kann man sich durchaus stellen. Die Willoughby-Kinder sind allerdings genauso komisch drauf. Sie haben ihre Eltern ebenfalls überhaupt nicht lieb und wollen sie am liebsten loswerden. Als Mr und Mrs Willoughby schließlich in den Urlaub fahren, selbstverständlich ohne ihre nervigen Kinder, beten Tim, A, B und Jane förmlich darum, dass ihre Eltern bei ihrer Weltreise doch bitte, bitte endlich das Zeitliche segnen. Sie sind dann auch immer ganz enttäuscht, wenn es immer wieder Lebenszeichen von ihren Eltern in Form einer Postkarte (schön altmodisch!) gibt. Ja, ich meinte doch, der Humor ist wirklich sehr speziell. Wer die Werke von Lemony Snicket und Roald Dahl mag, sollte sich das Buch unbedingt unbedingt mal näher anschauen. Für denjenigen ist „Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden)“ in meinen Augen ein großes Muss.

Das Buch steckt wirklich voller witziger und verrückter Ideen. So tragen die beiden mittleren Willoughby-Kinder, die übrigens eineiige Zwillinge sind, denselben Namen: Barnaby. Als wäre es nicht schon verwirrend genug, dass sie absolut gleich aussehen, nein, sie müssen auch noch beide Barnaby heißen. Um etwas Ordnung in dieses Chaos zu bringen, wurde aus Barnaby schließlich A und B. Mir taten die beiden Jungen ja schon etwas leid, dass sie keine richtigen Namen haben, sondern nur mit jeweils einem Buchstaben angeredet werden.

Was mich hier richtig begeistern konnte, sind die vielen schönen Klassiker, die im Verlaufe der Geschichte genannt werden. Anne auf Green Gables, Huckleberry Finn, Heidi, Mary Poppins und noch so einige wundervolle Bücher mehr werden hier erwähnt. Da ich die meistern der genanten Titel kenne und über alles liebe, hat mein Bücherherz hier beim Lesen einen richtigen Hüpfer vor Freude getan. Sehr gut gefallen hat mir, dass die ganzen genannten Klassiker auch noch mal hinten im Buch mit Inhaltsangaben aufgelistet werden. Besonders schön bei dem Ganzen finde ich, dass Kinder hoffentlich neugierig auf die Bücher werden und Lust darauf bekommen, sie zu lesen. Klassiker sind in meinen Augen ganz wichtige Bücher und dürfen auf gar keinen Fall in Vergessenheit verraten.

Ganz angetan bin ich auch von den tollen Illustrationen an den Kapitelanfängen. Diese wurden von der Autorin selbst gezeichnet und haben irgendwie einen ganz besonderen, etwas altmodischen Charme. Altmodisch ist hier wirklich Programm. ;)

Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, sie sind so schön verschroben und witzig. Manche werden zwar wirklich sehr überspitzt dargestellt wie die Eltern oder das älteste Willoughby-Kind, Timothy, aber es passt einfach perfekt zur Geschichte und hat bei mir für einige Lacher und Schmunzler gesorgt.

Weitere Personen, denen wir hier begegnen dürfen, sind ein schräges Kindermädchen, ein kleines Baby und ein alter, trauriger Schokoladenfabrikant. In die Schweiz wird es uns übrigens auch noch ab und an verschlagen, wo wir auf weitere ungewöhnliche Charaktere stoßen werden. Die Story ist schon echt abgedreht, aber sehr unterhaltsam. Ich persönlich kann das Buch sehr empfehlen, allerdings tatsächlich fast schon mehr Erwachsenen als Kindern. Für mich ist „Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden)“ eher ein Kinderbuch für Erwachsene. Es kommt ja aber natürlich auch immer aufs Kind an. Ich denke schon, dass auch Kinder hier sehr viel Freude beim Lesen haben werden. Das Buch ist auch nicht nur schräg und komisch. Neben all dem Witz und schwarzen Humor enthält die Geschichte auch liebevolle und warmherzige Szenen, die einen sehr berühren.

Fazit: Ungewöhnlich, skurril, voller schwarzem Humor, zugleich aber auch liebenswert und warmherzig! Mir hat „Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden)“ richtig schöne Lesestunden beschert. Da ich total auf so schräge Geschichten stehe, konnte mich das Buch bestens unterhalten. Ein paar Dinge waren zwar selbst mir etwas zu überzogen dargestellt, aber ich bin dennoch richtig begeistert und kann das Buch jedem, der solche Art von Büchern mag, sehr ans Herz legen, ganz besonders Fans von Lemony Snicket und Roald Dahl. Von mir gibt es 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen!