Rezension

Ein unglaubliches Buch…..

Meeresblau - Britta Strauß

Meeresblau
von Britta Strauß

Bewertet mit 5 Sternen

Von Anfang an zog mich der Sprach- und Schreibstil der Autorin in seinen Bann. Feinfühlig, poetisch, philosophisch und ausdrucksstark. Die im wahrsten Sinne sagenhafte Handlung trug das Übrige bei. Spannend und mit vielen Wenden, die zwar auf Grund der Handlung zum Teil erwartet wurden, jedoch nicht mit solcher Abruptheit und Vehemenz. Das Buch lebt zudem von einer großen Bandbreite an Gefühlen und lies mich lieben, lachen, bangen, weinen und zornig sein.

Wie schon in „Nathaniels Seele“ hat sie auch hier wieder ganz wunderbare, nicht alltägliche Charaktere und einzigartige Handlungsorte geschaffen.
Die Protagonisten wirken in ihrer Vielschichtigkeit überaus sympathisch und glaubhaft. Besonders positiv habe ich zur Kenntnis genommen, dass Maya eine bodenständige, starke Frau ist. Zu oft findet man weibliche Hauptpersonen, die lediglich die Funktion erfüllen, dass sie gerettet werden müssen. Dem ist hier glücklicher Weise nicht so. Sie entdeckt zwar recht schnell ihre Gefühle für Christopher, jedoch wirkt es glaubhaft und nicht übertrieben. Ein kleiner Umstand, der mich kurz nachdenken lies war die Tatsache, dass Maya bei Christophers Wesens-Offenbarung wenig überrascht oder geschockt wirkte. Doch auch hier muss ich sagen: Wahre Liebe verzeiht und toleriert vieles. Daher passte sich auch dieses Verständnis gut und glaubwürdig in die Geschichte ein.
Betrachtet man die Haupt- und Nebencharaktere insgesamt, so waren alle handlungsrelevanten Personen beeindruckend plastisch und authentisch. Sie spiegelten in Äußerlichkeiten, als auch in Wesenszügen einen guten Querschnitt der Gesellschaft wider.
Neben den „Mischlingen“ Maya und Chris und dem homosexuellen Arzt, findet man als Kernstücke der Geschichte u.a. Liebe, Neid, Missgunst, Besitz- und Machtstreben. Man driftete im doppelten Sinne in tiefe Abgründe, um dann wieder auf Wolken zu schweben.

Was mich neben der Kerngeschichte ebenso beeindruckte, waren die verschiedenartigen Handlungsorte. Britta Strauss schafft es mit Leichtigkeit jedem Ort eine besondere Lebendigkeit zu verleihen. Ich fand mich überall sofort zurecht, egal ob an der Universität, auf Skye, oder dem Schiff. Alles war nahezu greifbar. Besonders ausdrucksstark fand ich die Beschreibung des Meeres bzw. der Tiefsee. Auf der einen Seite wunderbar farbenprächtig und Artenreich, dass man fast das Gefühl hatte selbst mit den Walen zu schwimmen, doch auch der Raubbau und die stetig zunehmende Umweltverschmutzung fanden in erschreckend anmutender Weise bildhafte Darstellung. Nicht nur an dieser Stelle machte mich das Buch sehr nachdenklich.

Britta Strauss gelingt mit diesem Buch wiederholt ein gekonnter Mix aus Mythologie und Realität, gepaart mit Spannung, vielen Gefühlen und einer guten Portion Erotik. Diesmal begleitet von einem sozialkritischen und umweltökonomischen Kontext.

Davon lese ich gerne meer :-)