Rezension

Ein unterhaltsamer Krimi

Schürzenjäger - Katharina Gerwens

Schürzenjäger
von Katharina Gerwens

Inhalt:
Annalena Brandt ist gerade erst zurück in ihre Heimatstadt gezogen, dem verschlafenen Kalverode, als auch schon der erste Mord geschieht. Als Kommissarin ermittelt sie mit ihren chaotischen Kollegen in dem Mordfall. Einer jungen Frau wurden die Augen herausgeschnitten und das ganze wurde schon zuvor durch eine verstümmelt aufgefundene Puppe angekündigt. Trotz der Ablehnung ihrer neuen Kollegen nimmt Annalena sich dem Fall an und entdeckt, dass auch in Kalverode ziemlich viel passieren kann.

Meine Meinung:
Viele Krimis hatte ich bisher noch nicht gelesen, weswegen ich sehr gespannt auf „Schürzenjäger“ von Katharina Gerwens war.
Der Westfalen-Krimi besticht vor allem durch seine doch sehr humorvolle und lockere Atmosphäre, welche im Kontrast zur Brutalität des Mordfalles steht. Herrlich verschroben und selbstironisch werden die Charaktere und das kleine Städtchen Kalverode hier präsentiert. Doch Die Autorin schafft es auch, von diesen lustigen Tönen zu Traurigen und Ernsten überzugehen, oder dass der Wechsel holprig wirkt.
Das Kleinstadt-Feeling wird von der Autorin sehr gut rübergebracht. Es ist diese typische Kleinstadt, in der jeder alles von jedem weiß und auch nicht zurückschreckt unter vorgehaltener Hand darüber zu reden. Da wird selbst die Tote aufgrund von Sensationslust und Missgunst noch auf's Korn genommen.

Die Dialoge sind auch ein echtes Highlight der Geschichte. Sie sind unverblümt und sehr echt. Die Autorin schreibt so, wie die Figuren sprechen, was oftmals eine gewisse Situationskomik schafft, aber definitiv ein sehr gutes Stilmittel der Autorin ist.
Die Figuren sind dabei wirklich richtig gut gestaltet. Jeder ist eine Type für sich. Sehr schräg und eigenwillig kommen sie daher und haben jeder für sich eine oder mehrere Eigenschaften, die sie ausmachen. Dadurch sind sie sehr markant und irgendwie schließt man sie alle mit ihren kleinen Eigenarten während des kurzen Lesevergnügens ins Herz.
Da hätten wir einmal die verbissene Annalena Brandt mit ihrer „Spiegelphobie“ was zugegeben manchmal ein wenig nervig war, aber definitiv interessant. Sie macht auch in der Geschichte eine Entwicklung durch, denn nach und nach behauptet sie sich immer mehr vor ihren Kollegen, bis sie schließlich zur treibenden Kraft hinter den Ermittlungen wird.
Sei es der mürrische Kollege, der mit grauenvollem Mundgeruch, der väterliche Chef, oder aber die durchgedrehte Puppensammlerin. Allesamt überzeugen sie und bleiben auch noch nach Beendigung des Buches im Gedächtnis.
Das Team ist unbeholfen und wirkt eher komisch als professionell. Sie lockern das ernste Thema eines Mordfalles sehr auf und sind immer wieder für einen Lacher gut.

Doch leider leider leider gibt es auch Kritik. Denn das Ende war leider so gar nicht das, was ich mir für diesen wirklich guten Krimi gewünscht hätte.
Denn dieses ist leider so gar nicht überraschend oder überzeugend. Schon viel zu früh war für mich klar, wer der Mörder ist. Doch irgendwie dachte ich mir: „Nein, das ist viel zu offensichtlich, so leicht macht die Autorin es uns nicht. Da kommt noch die große Überraschung!“
Aber nein.
Es kommt genau so, wie ich dachte und ist dann auch schon ganz schnell vorbei. Leider sehr enttäuschend, da dieses Ende, wie ich finde, der Geschichte nicht angemessen war. Ich hätte mir den großen „Aha-Moment“ gewünscht, der aber leider ausblieb. Auch werden scheinbar willkürlich übersinnliche Aspekte eingeworfen, die so gar nicht in die Geschichte passen wollen und auch bis zum Schluss nicht aufgelöst werden.

Fazit:
„Schürzenjäger“ ist ein wirklich guter Krimi, der vor allem durch seine Komik und Sonderbarkeit und wirklich urigen Charakteren besticht. Auch wenn das Ende leider wenig überrascht und die übernatürlichen Aspekte fehl am Platz wirken. Trotzdem eine Leseempfehlung für alle Krimifans.