Rezension

Ein unterhaltsamer Trip, der keine Wünsche offen lässt

Bangkok Oneway - Andreas Tietjen

Bangkok Oneway
von Andreas Tietjen

Dagmar und Heinz treten ihren wohlverdienten Urlaub in Bangkok an. Eine Rundreise durch Thailand, mit all seinen Schönheiten und Sehenswürdigkeiten, steht ihnen bevor. Doch schon am nächsten Tag befindet sich Dagmar in einer absurden Lage. Ihr Mann Heinz ist aus einer Hotelbar spurlos verschwunden und die unfähige Reiseleiterin sieht sich nicht dazu imstande, Dagmar zu helfen.
Das ruft Ute auf den Plan. Die beiden Frauen schließen schnell Freundschaft und versuchen gemeinsam in dem undurchdringlichen Dschungel von Bangkok, Licht ins Dunkel zu bringen.
Dabei stoßen sie auf die gestrandete Touristin Hermine, die sich ihrer anschließt. Doch auch sie hat es nicht zufällig nach Bangkok verschlagen.
Bei dem ganzen Chaos verliert Ute ausgerechnet ihren Job und die drei Frauen stehen plötzlich am Wendepunkt ihres Lebens.
Und was ist eigentlich mit Heinz geschehen? Eine Leiche gibt der Polizei Rätsel auf und sorgt für etliche Verwirrungen.

Die Freundschaft zwischen Dagmar und Ute bilden das Kernstück der Geschichte. Dabei sind die Frauen unterschiedlich gestrickt und dennoch mit derselben Ausgangslage konfrontiert. Ein beruflicher und privater Umbruch.

Ute, eher ein Einzelgänger, tut sich schwer ihre Privatssphäre mit jemandem zu teilen. Wahrscheinlich auch ein Grund, weshalb sie als überzeugter Single lebt und nichts an dieser Tatsache ändern möchte. In ihrer Branche ist sie eine echte Koryphäe, leider wird ihr fachliches und organisatorisches Potenzial nicht geschätzt.

Dagmar kümmerte sich ihr ganzes Leben aufopferungsvoll um ihre Familie. Sie hielt ihrem Mann beruflich den Rücken frei und machte für sich selbst Abstriche, auch auf emotionaler Ebene.
Ihr wird, während der schwierigen Lage in diesem fremden Land, allmählich klar, das sie die Ehe nur aus Angst vorm Alleinsein aufrecht erhielt.

Hermine ist ein Fall für sich. Die extrovertierte ältere Dame gibt sich schrulliger als sie ist und treibt damit ihr Umfeld schier in den Wahnsinn. Dennoch ist sie erfrischend aufgeschlossen und verfolgt ihre eigenen Pläne mit viel Enthusiasmus. Sie sorgt mit ihrem trockenen Humor für etliche amüsante Momente.

Heinz verliert sich in seiner schier unmöglichen Ausgangslage und lernt nichts dazu. Mit der emotionalen Intelligenz eines Pantoffeltierchens gezeichnet, trampelt er auf den Gefühlen jener Menschen herum, die es eigentlich gut mit ihm meinen. Ohne wegweisende starke Frau an seiner Seite irrt er ziellos, in den Trümmern seines Lebens, umher.

Mit "Bangkok Oneway" ist dem Autor Andreas Tietjen, einmal mehr, ein wunderbar erzählter Roman geglückt, dessen Stärke die Formulierungen und die feinen Nuancen darstellt. 
Der Roman glänzt mit seinen facettenreichen Charakteren. Die scheinbar ausweglose Situation aller Beteiligten, kitzelt die individuellen Eigenheiten, jedes einzelnen heraus und zaubern beim Lesen ein Lächeln ins Gesicht.
Kleine Anekdoten, die geschickt in die Handlung verwoben wurden, vermitteln dem Leser ein Stück thailändisches Lebensgefühl fernab des Glanzes der Touristenhochburgen.
Spannend, exotisch und skurril, sticht dieser Roman aus der breiten Masse heraus und zeigt auf, wieviel Möglichkeiten das Leben zu bieten hat, es kommt nur darauf an, wie wir uns an der Kreuzung entscheiden.

5 Sterne für dieses grandiose und kurzweilige Lesevergnügen und eine klare Empfehlung.