Rezension

Ein untypischer, aber trotzdem guter King

Sprengstoff - Stephen King

Sprengstoff
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

1973: Amerika leidet unter der ersten Energiekrise. Man würde sicher nicht erwarten, dass es die richtige Zeit ist, Autobahnen zu bauen. Ist es auch nicht, aber gebaut wird trotzdem. Eine neue Autobahn soll mitten durch die Stadt Smalltown gebaut werden. Dabei stehen einige Häuser im Wege. Eines davon gehört Barton Dawes und seiner Frau. Die Stadt ist bereit, gutes Geld für das Haus zu zahlen und es könnte alles in Butter sein. Ist es aber nicht. Barton hängt an dem Haus, und die Aussicht es zu verlieren, setzt eine Spirale von Ereignissen in Gang, die Folgen haben. Folgen für ihn, seine Frau und für die Stadt.

„Sprengstoff“ ist, soweit ich mich erinnere, das dritte Buch, das King nach „Todesmarsch“ und „Menschenjagd“ unter seinem kurzzeitigen Pseudonym Richard Bachmann herausbrachte. Im Gegensatz  zu diesen beiden und auch den meisten King Büchern, die ich kenne, ist der Auslöser für die Geschichte weder außergewöhnlich  noch übernatürlich. Ein Straßenbauprojekt  und die daraus resultierenden Folgen - kein übermächtiger Feind, keine ausweglose Situation. Doch Barton Dawes kann und will sich mit der Situation nicht abfinden. Er gerät immer tiefer und tiefer in einen Strudel von Trotz und Verzweiflung.  

King schafft es auch in dieser scheinbar alltäglichen Geschichte, einen sehr guten  Spannungsbogen zu erzeugen. Der Leser nimmt an den inneren Kämpfen der Hauptfigur teil und leidet mit ihr. Nüchtern betrachtet ist alles, was Barton tut, unnötig und unlogisch. Man möchte ihn schütteln und sagen:  „Sei vernünftig, denk nach, es ist nur ein Haus!“ Aber gleichzeitig versteht man, dass es eben nicht nur ein Gebilde aus Holz und Steinen ist, sondern ein Refugium von Erinnerungen und Erlebnissen. Ganz anders als sonst konzentriert sich King hier ganz auf das Innenleben seiner Figur und verzichtet darauf, sie durch ein „reales“ äußeres Bedrohungsszenario zu schicken. Die Bedrohung ist in diesem Fall rein persönlich und jeder „normale“ Mensch würde es wahrscheinlich nicht einmal als solche empfinden. Daher reagiert auch das Umfeld der Hauptfigur völlig verständnislos auf sein Handeln.

Abschließend kann ich sagen, dass mich das Buch einerseits sehr überrascht und gleichzeitig sehr gut unterhalten hat. King hat sich eines ernsten Themas in angemessener Weise angenommen. Eine klare Leseempfehlung.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 03. Juni 2015 um 00:28

Diese untypischen Kings mag ich lieber, ... glaub ich.