Rezension

Ein verhängnisvoller Sommertag

Heimweh -

Heimweh
von Graham Norton

Bewertet mit 5 Sternen

Die Hauptfigur Connor erlebt den reinsten Alptraum: Er verursacht einen Autounfall, bei dem drei junge Menschen sterben, drei überleben. Unmöglich für ihn, nach dem Gerichtsprozess in der irischen Kleinstadt Mullinmore zu bleiben, wo er von allen geächtet wird. Er geht nach England und bricht jeglichen Kontakt mit seiner Familie ab.

In der Zeitspanne von 1987 bis 2019 begleiten wir Connor zunächst nach Liverpool, dann nach London und New York, im Gepäck stets seine Schuldgefühle, seine Scham und quälenden Erinnerungen an jenen tragischen Tag. Dass noch mehr dahinter steckt, erfahren wir erst später. Parallel erzählt Graham Norton wie Connors Schwester Ellen in eine unglückliche Ehe gerät, ausgerechnet mit einem Arzt, der zu den Überlebenden des Unfalls zählt.

Ein homosexueller Mann auf der Flucht vor seiner Vergangenheit sollte für mich wenig Identifikationspotenzial bieten und doch trieb es mich immer weiter durch die Geschichte, ähnlich wie auch Connor sich durch sein Leben treiben lässt, ziel- und hoffnungslos Ablenkung in diversen Beziehungen sucht – bis der große Wendepunkt eintritt: In einer New Yorker Bar lernt Connor den jungen Finnbar kennen, mit dem ihm etwas Besonderes verbindet. Die tragischen Lebenswege von Connor und Ellen und die raffinierte Dramaturgie mit vielen Twists haben mich stark in den Bann gezogen und wirkten noch lange nach.