Rezension

Ein völlig anderer Blick auf den Tod - köstlich!

Bin mal kurz tot - Lance Rubin

Bin mal kurz tot
von Lance Rubin

Bewertet mit 5 Sternen

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Denton ist 17 und gehört zu den „Frühen“: er wird noch im Schulalter sterben. Und das weiß er, seit er 5 Jahre alt ist. Ein Team von Wissenschaftlern, Doktoren, Statistikern und Astrologen, die ATG, die Astro-Tanato-Genetik, berechnet bei jedem Menschen gleich nach der Geburt den Todestag. Nur bei wenigen Menschen geht das nicht, das sind die „Undatierten“. Alle anderen bereiten sich auf ihren Todestag vor, indem sie eine Woche vorher alles tun, was ihnen Spaß macht. Am Tag vor dem Todestermin findet die Bestattungsfeier statt – mit demjenigen, der sterben wird. Und am Todestag selbst gibt es eine „Beisitzung“. Hier versammeln sich alle Menschen, die dem Sterbenden nahestehen, und warten auf seinen Tod. So ist es bei allen. Aber bei Dinton läuft so einiges schief. Und dann ist da noch dieser seltsame Fleck an seinem Bein, der zu leben scheint …

 

Die Idee, den Todestag so genau zu kennen, arbeitet die ganze Zeit in mir weiter. Finde ich das gut? Oder würde ich es gar nicht wollen? Ich tendiere zu Letzterem! Vielleicht fände ich es gut, eine Woche vorher das Datum zu erfahren, aber das ganze Leben? Nein, nichts für mich. Nutzt man sein Leben oder denkt man dann: ach, ich sterbe eh mit 17, ich mach so lange Party! Versucht man, sein Schicksal zu verändern oder ergibt man sich ihm einfach? Gibt man auf, wenn man vier Wochen vor dem Todestag seltsame Krankheitserscheinungen an sich entdeckt oder geht man dann erstrecht zum Arzt? So viele Fragen …!

 

Lance Rubin hat einen tollen Jugendroman geschrieben, der ein wenig makaber ist, aber das Thema Tod doch mit Würde behandelt und an den richtigen Stellen Humor, Selbstironie und Spannung aufweist. Ja, sogar Spannung findet sich hier – und das so genial aufgebaut, dass man das Buch am liebsten auf einen Satz durchlesen möchte! Ein echter Pageturner eben – und ich bin weit von der eigentlichen Zielgruppe (ich empfehle dieses Buch für alle ab 14 Jahren – nach oben keine Grenze!) entfernt.

 

Der Autor lässt die Protagonisten sehr wirklichkeitsnah agieren. Er überstrapaziert die Jugendsprache nicht, baut sie aber gekonnt mit ein. An manchen Stellen konnte ich Denton nicht ganz verstehen, aber genau das ist doch Typisch Teenager: sie handeln nach völlig anderen Regeln als die Erwachsenen.

 

Doch „Bin mal kurz tot“ ist nicht nur ein Buch über das Sterben, sondern vor allem über Freundschaft und Familie, über Liebe und das Erwachsenwerden, über Verantwortung und die Schwierigkeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen – ganz gleich, ob man nun Jugendlicher oder Erwachsener ist.

 

Mir hat dieses Buch mehr als nur gefallen. Es klingt noch in mir nach, es hat mich wachgehalten, es hat mich zum Weiterlesen gezwungen und nicht mehr losgelassen. So und nicht anders funktioniert ein gutes Buch!

 

Sehr passend auch die kleinen Kreuze neben den Seitenzahlen und die Särge, in denen die Kapitelnummern stehen. Für einige vielleicht befremdlich, aber der Tod gehört nun mal zum Leben und wenn man ihn immer nur ignoriert, haut er einem besonders heftig von den Füßen, wenn er dann doch im eigenen Umfeld auftaucht. Daher finde ich die Idee von Lance Rubin besonders gut.

 

Und am Ende – ja, da überrascht dieser Autor den Leser mit ein paar irren, aber passenden Wendungen und dem unausgesprochenen Versprechen, dass da noch mehr kommen wird. Ich hoffe, sein nächstes Buch kommt nicht erst in einem Jahr auf den Markt, denn ich möchte unbedingt mehr von ihm lesen!

 

Kurz und knapp: diesem Buch kann ich nur die vollen fünf Sterne geben, alles andere würde diesem wunderbaren Jugendroman nicht gerecht werden.

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