Rezension

Ein wahrer Genuss!

Die Fahrt hinaus - Virginia Woolf

Die Fahrt hinaus
von Virginia Woolf

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: 
Behütet und im Grunde unschuldig und unwissend, so ließe sich Rachel Vinrace beschreiben, bevor sie durch die Aufmerksamkeit einer Tante (der Schwester ihrer verstorbenen Mutter) einen neuen Blickwinkel auf das Leben erhält. Mit dem Schiff ihres Vaters reist sie nach Südamerika und von dort weiter ins Landesinnere. In Santa Maria wird sie in die dortige Gesellschaft eingeführt. doch die privilegierten Engländer stoßen sie bald schon eher ab, als das sie sich dort wirklich wohl fühlt. Einzig mit Terence Hewett fühlt sie aufsteigenes Glück, obwohl ihr bald schon klar wird, das sie nach soviel mehr strebt, ohne das ihr klar ist, was genau sie denn wirklich sucht... 
 
Ich bin sehr Gefühls-lastig in die Handlung eingetaucht. sicher auch von der Autorin beabsichtigt:  
Dies ist der erste Roman der Autorin und wurde 1915 das erste Mal veröffentlicht. Virginia Woolf ist eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen und einmal mehr weiß ich auch weshalb.
Die Fahrt hinaus hat mich regelrecht umgehauen. Die Handlung selbst ist eigentlich gar nicht soo spektakulär und für junge Damen wie sie Woolf hier beschreibt, sind derlei Reisen damals sowieso nichts ungewöhnliches gewesen. Es sollte ihnen damit der letzte Schliff vor der Ehe gegeben werden, oder möglichst die Chance auf einen Ehemann, sollten sie schon etwas älter sein. Die Angst die eigene Tochter nicht versorgt zu wissen, hatte sicher auch damit zu tun.
Der Roman entwickelt dabei einen ganz eigentümlichen Sog. Woolf kann aus Trivialitäten des Alltags das Lebendigste machen, was man jemals gelesen hat. Man kann darin versinken um dann irgendwann erschrocken hoch zu fahren weil man angesprochen wurde. 
Die Handlung berührt dabei viele verschiedene Themen, vor allem die Gesellschaftliche Stellung der Frau ist ein sehr zentrales Thema. Woofls Blick auf diese Fragestellungen wird durch eine Reihe von verschiedenen  Frauenfiguren repräsentiert, wobei hier auch der Generationenkonflikt der jungen zu den Älteren eine Rolle spielt. Für mich persönlich spannend, war auch die Begegnung mit Mrs. Dalloway. Mir war bisher nicht bekannt gewesen das sie bereist in Woolfs erstem Roman eingeführt wird. Ich habe richtig Lust bekommen Mrs. Dalloway noch einmal zu lesen, zu Mal "Die Fahrt hinaus" einen ganz anderen Blickwinkel auf diese Figur bietet.

Es sind die Ideale die Rachel in sich aufgesogen hat, zum Teil auch ihre bisherige Unwissenheit (z.B über die Sexualität zwischen Mann und Frau) die sie mit heraufbeschworen haben - die sie letztendlich an ihrem Leben scheitern lassen. Die Gefühle die sie sucht, können nicht real sein, sie sind an Ideal geknüpft und als sie merkt das man sie nie zu hundert Prozent erfüllen kann, kann sie dies kaum ertragen. Sie merkt das ihr selbst Terence nie wirklich genug sein kann, das sie nach so viel mehr Sucht ohne das sie es klar benennen kann. Doch es bleibt ihr dann erspart sich damit genauer auseinander zu setzen. Woolf lässt Rachel sterben. Als Symbol dafür das sie nur scheitern konnte. Das an diesen Vorstellungen alles zerr brechen kann. In der Welt wie sie Rachel nun erfahren hat, hätte sie nur unglücklich werden müssen. So aber kann sie selbst für immer glücklich bleiben. 

Für mich war der Roman ein wahrer Lesegenuss und ich hätte noch ewig weiter lesen mögen. Doch alles hat ein Ende und daher bleibt nur noch zu sagen: volle Punktzahl!