Rezension

Ein Windrad von Ikea

Das Fest des Windrads
von Isabella Straub

Bewertet mit 3 Sternen

Soviel ich weiß, ist dies erst das zweite Buch einer jungen Autorin. Jedenfalls ist von Isabella Straub auch "Südbalkon" im Netz gelistet, welches mich auch interessieren könnte, denn die Autorin ist vielversprechend. Das sage ich, obwohl mich "Das Fest des Windrads" nicht packen konnte und es einige Schwächen aufweist:

Ich weiss nicht, wie es anderen geht, aber eigentlich mag ich Möbel von Ikea. Sie haben eine ganze Reihe von Vorzügen, allerdings auch ihre Tücken und man muss sie richtig zusammensetzen, damit es ein sinnvolles, ordentliches Ganzes gibt. Häufig wird auch Zubehör mitgeliefert, das man gar nicht braucht und das man nachher ratlos in der Hand behält: What’s that?

Isabella Straub, sozusagen die Konstrukteurin vom Windrad, hat einige ausgezeichnete schriftstellerische Elemente in ihrem Roman verwandt, ausgefallen skizzierte Charaktere, einen frischen Stil, originelle Bilder (allerdings zu viel davon; das ist hoffentlich nur eine schriftstellerische Kinderkrankheit; und es stimmen auch nicht alle), eine gute Beobachtungsgabe und einen feinen Sinn für Humor. Denn in ihrem Roman befindet sich so viel Situationskomik, dass ich häufig kichern musste. Es gibt einige Aphorismen, denen man eine Weile lang nachsinnen kann und ihr Buch liest sich locker vom Hocker. Nur mit der Handlung haperts.

Straub lässt eine karrieregeile, egoistische Zicke zu einem wichtigen Geschäftstermin eilen und (u.a.) mit einem Philosophen, der im Dorf „Oed“ versackt ist, zusammentreffen. Solche Typen gibt es, samt den geschilderten Dorfbewohnern.

Soll ich den Namen „Oed“ symbolisch verstehen? Ein ödes Leben? Die Vermutung liegt auf der Hand, doch dafür sind die Dorfbewohner zu eigentümlich. Mit dem Aufkreuzen eines obskuren Geschäftsmodells und eines seltsamen Sanatoriums lenkt die Autorin ihre Geschichte dann mehr und mehr nach Absurdistan.

Eine Geschichte darüber, wie das Alltägliche allmählich ins Absurde kippt, hätte mich durchaus interessiert und überzeugt. Aber so ist es nicht. Denn das Absurde, das Verkaufen windiger Versicherungen, ist als verbindendes Element vom allzu Alltäglichen in die Absurdität zu schwach und zudem unglaubwürdig. Auch das Sanatorium ist mir zu plötzlich kafkaesk, ohne dass auf diese Wendung vorher ausreichend hingearbeitet worden wäre.

Das Fest des Windrads dann, titelgebend, findet erst am Ende des Romans statt. Das alte Windrad, Wahrzeichen der Stadt, hat sich nie gedreht und ist sinnlos gewesen. Nun wird es verbrannt und durch ein nicht minder sinnloses neues Wahrzeichen ersetzt. Was soll das Fest bedeuten? Sinnlosigkeit ersetzt Sinnlosigkeit? Ein Schildbürgerstreich? Ich habe keinen Schimmer.

Fazit: Die Autorin Isabella Straub zeigt beim „Windrad von Ikea“, alias "Das Fest des Windrads", ein reizvolles, schriftstellerisches Potential. Da und dort hält man natürlich Zubehör in der Hand und fragt sich: What‘s that? Kafka oder Fantasy?

Kategorie: Literatur  //  Verlag: Blumenbar 2015