Rezension

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ein würdiger Abschluss - tiefgründig, mitfühlend, spannend

Extradunkel - Gabrielle Zevin

Extradunkel
von Gabrielle Zevin

Bewertet mit 5 Sternen

Extradunkel von Gabrielle Zevin

Das Ende einer Trilogie ist einerseits aufregend, aber anderseits auch sehr traurig. Vor allem wird die Trauer übermäßig gefördert, wenn die Trilogie einem ans Herz gewachsen ist. Daher habe ich mich etwas gescheut „Extradunkel“ von Gabrielle Zevin zu lesen. Aber lange konnte ich dem Buch, welches im Fischer Verlag erschienen ist, nicht widerstehen. Ein letztes Mal konnte ich Anya Balanchine in ihre Welt, in der Schokolade illegal ist, folgen. 

Anya hat in ihrem Leben schon viele Verluste ertragen müssen. Erst starb ihre Mum, dann wurde ihr Vater umgebracht und dann musste sie auch ihre Großmutter zu Grabe tragen. Ihr Bruder sitzt im Gefängnis und sie muss sich nun um ihre kleine Schwester kümmern, die es Anya zur Zeit auch nicht unbedingt leicht macht. Aber mit Problemen kennt sich die 18 jährige Anya aus. Allerdings hat sie auch Erfolge zu verbuchen. Mit ihrem einstigen Feind Charles Delacroix hat Anya einen Weg gefunden Schokolade legal zu verkaufen. Sie möchte einen Laden eröffnen, in der Kakao gegen ein ärztliches Rezept ausgeschenkt werden darf. Die Idee trägt Früchte und Anya kann immer mehr Angestellte anstellen. Allerdings hat der Erfolg auch seinen Preis. Win Delacroix, Anyas große Liebe, hat sich von ihr abgewandt. Seit sie Geschäfte mit seinem Vater macht, gibt er ihr die Schuld für die Scheidung seiner Eltern. Doch das ist leider noch nicht das einzige Problem. Einen Tag vor der Eröffnung der „Dunkelkammer“ wird der gesamte Kakaovorrat verseucht. Anya weiß wer dafür verantwortlich ist, kann denjenigen aber noch nicht zur Rechenschaft ziehen. Denn die Eröffnung droht ins Wasser zu fallen. Da kommt ihr Theo, ein alter Freund und Betreiber einer Kakaoplantage zu Hilfe und gemeinsam legen sie eine erfolgreiche und spektakuläre Eröffnung hin, wie sie New York schon lange nicht mehr gesehen hat. Die „Dunkelkammer“ ist von Erfolg gekrönt und schon ein paar Monate später, eröffnet Anya in viele weiteren Standorten Nachtclubs, wie ihre „Dunkelkammer“. Auch ihr Bruder kommt aus dem Gefängnis und zusammen mit seiner Frau leiten sie einen der Läden von Anya in der USA. Aber dann wird auf Anya ein Anschlag verübt. Wird sie ihren Attentäter stellen oder wird sie ihre tollkühne Idee mit dem Leben bezahlen?

„Extradunkel“ von Gabrielle Zevin war für mich ein fulminanter Abschluss einer besonderen Trilogie. In dem dritten Band der Trilogie geht es mehr um Anyas Weg, als in den ersten beiden Bänden. Sie ist 18 Jahre alt geworden und schon Chefin von einigen Nachtclubs. Gabrielle Zevin hat es geschafft, mich mal wieder mit ihrer Protagonistin und dem Verlauf der Geschichte zu überraschen. Sie setzt auf kluge, emotionale und facettenreiche Charaktere und weniger auf Action. Das ganze Buch ist eine rasante Abfolge von Ereignissen und so kommt man gut in der Story voran ohne gelangweilt zu werden. Was mir sehr imponierte, war ihr ruhiger und eindrucksvoller Schreibstil. Ich muss nicht in jedem Buch gewalttätige Szenen haben, nur damit das Buch spannender wird. Es spricht für „Extradunkel“ und Gabrielle Zevin, dass sie auf solche Szenerien im Übermaß verzichtet und das Buch trotzdem abwechslungsreich ist. Vor allem das Setting hat mir in der kompletten Trilogie sehr viel Freude bereitet. In New York ist Schokolade verboten, Wasser und Papier sind knapp. Es ist nicht nur die Entwicklung der Charaktere, die mich faszinierte, sondern auch die Entwicklung der statt. War sie anfänglich noch kalt und trist, blüht sie immer mehr auf. 
Wie schon erwähnt, bin ich von Anyas Entwicklung mehr als erstaunt. Ich dachte erst, sie könnte eigentlich nicht erwachsener werden, aber da hatte ich mich getäuscht. Manche würde Anya als kühl bezeichnen, ich allerdings sehe sie als starke Frau an, die einschneidende Erlebnisse miterlebt hat. Anya würde alles für ihre Familie machen und das beweist sie jeden Tag aufs Neue. Dementsprechend kann sie Wins Verhalten ihr gegenüber nicht komplett nachvollziehen. Obwohl ich für die Beziehung der beiden war, muss ich mir eingestehen, dass die beiden am Anfang des dritten Bandes von ihrer Entwicklung her zu weit auseinanderliegen, als das eine glückliche Beziehung möglich wäre. Diese Ecken und Kanten runden die Geschichte perfekt ab. Vor allem freute es mich, dass Gabriele Zevin vielen bekannten Gesichtern den ein oder anderen kleinen Auftritt in ihrem abschließenden Band gegeben hat und somit alle offenen Fragen beantwortet. 
Besonders die sehr außergewöhnlichen Cover machen die Trilogie zu etwas beispiellosen.
Alles in allem war die „Birthright“ - Trilogie für mich etwas unverwechselbares. Ich will diese Bücher wirklich jedem empfehlen, der Lust auf eine charakterstarke, tiefgründige und spannende Trilogie hat. Denn ein Leben ohne Schokolade ist erträglich, wenn man solche Bücher hat.