Rezension

Eindrucksvolle Beschreibung einer Flucht aus der Heimat

Kornblumenzeit -

Kornblumenzeit
von Simona Wernicke

Bewertet mit 4 Sternen

„Kornblumenzeit“ beginnt im Jahr 1928. Das Leben in Ostpreußen ist geprägt von Arbeit und fröhlichen Festen. Alle helfen sich gegenseitig. Hier gibt es keine Straßenschlachten oder sonstige Unruhen. Das „Reich“ liegt weit weg und nur am Rande erfahren die Ostpreußen etwas von der großen Politik. Bis diese auch in Locken Einzug hält. Zunächst kaum merklich, werden Sanktionen gegen jüdische Mitbewohner spürbar. Es darf nicht mehr bei ihnen gekauft werden und etliche erkennen die Gefahr und fliehen rechtzeitig. Als sich dann Hitler Österreich einverleibt und danach auch noch Polen angreift, glauben die Lockener noch immer, dass sie vor dem Krieg verschont bleiben. Ein Fehler, der fast zum Tode aller Familienangehörigen führt.

 

Masuren ist noch immer das Land der Seen und liegt im Süden der ehemaligen Provinz Ostpreußen. So viele Menschen mussten vor und während des Zweiten Weltkriegs von hier fliehen. Was es heißt, seine Heimat verlassen zu müssen, das beschreibt die Autorin Simona Wernicke eindrücklich. Sie berichtet von Käthe und Carl, die sich verlieben und eine Familie gründen. Mit ihren sechs Kindern leben sie zufrieden in dem kleinen Ort Locken. Die Eltern Käthes wohnen weiter weg und erst nach dem Erwerb eines Unimogs können sich die Familien häufiger treffen. Täglich muss hart gearbeitet werden, aber das ist für die Menschen in Ostpreußen normal. Sie sind meistens Selbstversorger mit einem Stück Land. Kühe, Schweine und Hühner gehören zur Familie.

 

Was die Eheleute Carl und Käthe während und nach der Flucht erleben, das ist kaum zu ertragen. Am Anfang fand ich die Geschichte sehr langgezogen und zum Ende hin dann zu rasch beendet. Gut gefiel mir, dass der Werdegang eines jeden Familienmitgliedes zum Schluss kurz umrissen wird. Es bleiben also keine Fragen offen. Sehr gut gefiel mir das Cover. Der leuchtende Mohn und die kräftige Farbe der Kornblumen gehört zu den Wahrzeichen der beeindruckenden Landschaft Masurens.