Rezension

Eine anstrengende Familie

Crossroads
von Jonathan Franzen

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der erste Band der neuen Trilogie von Jonathan Franzen umfasst über 800 Seiten und beschäftigt sich mit der Familie des Pastors Hildebrandt in einer Vorstadt von Chicago.

Russ Hildebrandt ist ein guter Mensch, er setzt sich für Schwarze und Navajos ein, hat eine Jugendgruppe gegründet, wie es sie zum Anfang des 1970er Jahre viele gab. Sie heißt wie der Buchtitel "Crossroads" und wirkt auf mich etwas betulich und aus der Zeit gefallen. Neuen Schwung bekommt die Gruppe, als ein junger Mann die Leitung übernimmt und Russ aus der Gruppe drängt. Allerdings hat Russ auch viel mit seiner Verliebtheit in eine junge Witwe zu tun.

Marion, die Ehefrau von Russ, hadert mit ihrem Schicksal als Hausfrau und Mutter und emanzipiert sich im Laufe des Buches von ihrem Mann.

Die vier Kinder der Familie  befinden sich bis auf den Jüngsten in unterschiedlichen Phasen der Abnabelung von der Familie und suchen ihre eigenen Wege, nicht ohne Konflikte mit den Eltern.

Man sieht der Familie dabei zu, wie sie auseinanderfällt. Die Eltern haben reichlich mit ihren eigenen, zum Teil selbst verursachten Problemen zu tun und hoffen einfach, dass die Kinder problemlos ihren Weg finden. Das geht natürlich schief und bringt alle in Gefahr.

Franzen seziert die Familie gründlich und akribisch. Ihre Haltung zur Religion spielt dabei eine wichtige Rolle, aber auch die erlernten Muster und die Erfahrungen der Kindheit und Jugend. Trotz der 800 Seiten hat mich das Buch fast gelangweilt, Franzen hält einen guten Spannungsbogen und man darf gespannt sein auf den nächsten Band der Trilogie.