Rezension

Eine außergewöhnliche Biographie

Der schmale Grat - Hubert Messner, Lenz Koppelstätter

Der schmale Grat
von Hubert Messner Lenz Koppelstätter

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe dieses Buch von Random House zur Verfügung gestellt bekommen - vielen Dank dafür!

Allgemeines:

In dem Buch „Der schmale Grat – Als Arzt und Abenteurer zwischen Leben und Tod“ von Dr. Hubert Messner, einem Bruder des berühmten Extrembergsteigers Reinhold Messner, geht es ebenfalls vor allem um das Eine: Extreme und Grenzerfahrungen. 

Als Sohn einer elfköpfigen italienischen Familie in Südtirol aufgewachsen, lässt sich Hubert nicht ohne Rebellion in seiner Freiheit einschränken, sei es in der Schule, dem Internat oder beim Militär. Er kämpft – für sich und andere, sein Leben lang. Beruflich um das Überleben seiner Frühchen in der Neonatologie und privat um sein eigenes Überleben bei Expeditionen mit Reinhold. Und er geht stets als Sieger hervor, der Lebenserfahrung und Stärke und ein neues Bewusstsein daraus gezogen hat. 

Das Buch ist ein Appell an alle, intensiv und selbstbestimmt zu leben, sich Ziele zu setzen und sie mit Lebensfreude zu erreichen, seinem Tun einen Sinn zu geben und offen zu sein für die Welt.

Das Buch hat im Grunde drei Handlungsstränge. Auf der einen Seite ist da die Geschichte des Frühchens Ilay, dem Sohn des Coautors Lenz Koppelstätter, von der Geburt bis zum Alter von 2 Jahren. Auf der anderen Seite ist das Leben von Hubert Messner bis 2019 – einerseits als Arzt der Neonatologie und andererseits als freiheitsliebender Abenteurer. 

Meine Meinung:

Eine Autobiografie ist immer sehr subjektiv. So ist auch dieses Buch streckenweise etwas abgehoben. Wer strebt nach Grenzerfahrungen und setzt sein Leben bewusst aufs Spiel? Natürlich gibt es Extremsportler, die das tun, und andere Adrenalinjunkies, die süchtig nach dem Kick sind. Aber die große Masse tut dies wohl nicht, und ich gehöre zu dieser Gruppe. 

Wenn ich lese, dass zwei der neun Geschwister beim Bergsteigen ums Leben gekommen sind, und wie oft es bei zwei weiteren auf Messers Schneide stand, dann empfinde ich nicht direkt Respekt und Verständnis, sondern eher das Gegenteil. Mag sein, dass solche Menschen notwendig sind für den Fortschritt der Menschheit. So klingt es bei den Beschreibungen jedenfalls an. Aber ich sehe leider überhaupt keine Parallelen zu einem normalen Leben. Nicht jeder hat diese Kraft und den Willen und auch nicht die Möglichkeiten, seinen Weg so selbstbestimmt durchzuboxen. 

Ich fand es interessant zu lesen, wie früh man den Frühchen schon zu einem lebenswerten Leben verhelfen kann, aber das Thema Handicap wurde nur am Rande gestreift und sehr trocken und sachlich. Ich denke aber, dass es ein wichtiges Thema ist und nicht jedes Elternpaar glücklich ist, wenn das Kind mit 2 Jahren noch nicht reden kann und in der Entwicklung hinterherhinkt. Gerade heute nicht, wo doch alles nur noch um Leistung und Konkurrenz und Vergleiche geht. Die Gesellschaft suggeriert doch schon den Eltern mit einem „normalen“ Kind, dass dieses nonstop gefördert werden soll – höher, schneller, weiter!

Das Buch ist flüssig geschrieben und sprachlich eher einfach strukturiert. 

Allerdings habe ich mir anhand des Titels mehr versprochen als eine Selbstbeweihräucherung. Ich weiß nicht, was ich daraus für mich selbst schließen und mitnehmen soll. 

Alles in allem kann ich daher nur 3 Sterne vergeben.